Seit nun schon einem Monat, seit dem 14. April, arbeite ich als Voluntaer in einem Armutsviertel von Arequipa. Das ist die zweitgroesste Stadt von Peru. Einerseits hing ich lange mit meinem Berichten ueber Cusco hinterher, zum anderen faellt es mir schwer meine Eindruecke zu verarbeiten, kann ich erst jetzt darueber schreiben.
Meine Aufgabe ist mit in einem kleinen Verein - Semillas (Samen) - die Kinder des Viertels zu betreuen. An den Nachmittagen in der Woche helfen wir bei den Hausaufagben und versuchen auch Probleme zu loesen. Am Wochenende spielen oder basteln wir mit den Kindern. Einige Spiel- wie auch Bastelideen, die ihr mir zugeschickt habt, konnte ich schon probieren und einsetzen. Manche davon haben die Kinder sehr begeistert.
Die meisten Kinder sind sehr aufgeschlossen und suchen unsere Naehe. So koennen wir auch gut helfen. Wichtig ist zu sehen, dass es fuer einige Kinder zu Hause fast unmoeglich ist zu lernen, da viele Kinder um sie herum springen oder nicht mal ein ordentlicher Tisch zum Arbeiten vorhanden ist. Es gibt jedoch auch Schwierigkeiten mit Kindern. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass viele Familien hierher aus dem armen Hochland gekommen sind. Doch auch hier fanden sie nur Armut und Arbeitslosigkeit vor. Von der Hoffnung ihre Lage positiv zu veraendern stuertzten etliche Familien in noch groessere Resignation. Das kann innerhalb der Hauswaende zu Depressionen und Gewalt fuehren.
Es ist so verrueckt, obwohl die Menschen in Huetten leben, obwohl sie fast nichts haben, werde ich oft beschenkt. Manchmal sind es kleine Geschenke, manchmal ein Lachen. Oft sitzen kleine Menschengruppen beeinander. Dann trifft man auf die Gruppe, und meist wird es herzlich und unbeschwert. Und doch liegt eine Schwermut auf dem Viertel. Schon am Mittag werde ich sehr, sehr muede. Wahrscheinlich spuehrt mein Koerper die Schwere des Lebens der Menschen. Auch hoere ich seltener Musik als in anderen Vierteln.
Die Menschen leben wie gesagt in einfachen Huetten oder in Rohbauhaeusern, wovon meist nur ein, zwei Zimmer zu bewohnen sind. Fuer einen gGrossteil der Menschen gibt es kein Wasser, bzw. kein Trinkwasser. Fuer dies Mensch muss das Wasser mit Tanklastkraftwagen angefahren werden. Auch gibt es kein Abwassersystem. so gelangt das verschmutzte Wasser auf den Staubpisten. Diese Staubpisten stieben so sehr, dass sich ueberall der Staub ablagert. Obwohl es nun eine Muellabfuhr gibt., landet ein Teil des Abfalls auf Abhaengen, Strassenraendern oder in den vertrockneten Flussbetten.
Mein Stadtviertel, Portales, liegt auf einem Huegel am Rande der Stadt. Hier geht es noch relativ ruhig zu, ja fast doerflich. Hier habe ich eher Angst vor umherziehenden Hundebanden. So meide ich jetzt bestimmte Strassen. Doch abends und nachts gehe ich nicht umher. Innerhalb der Stadt aber gibt es Viertel, wovor ich von den Leuten hier gewarnt werde. Ich erlebe es erstmals, dass es zu gefaehrlich ist, in bestimmte Stadtviertel zu gehen.
Ich wohne bei einer Familie mit im Haus, habe ein Zimmer mit Bett und Tisch. Waschen kann ich mich auf dem vertaubten Hof. Da gibt es einen Wasserhahn mit Schlauch. Die Waesche wird dort in grossen Schuesseln gewaschen. Oberhalb der Huetten gibt es ein Loch ueber der Klogrube. Als Schutz wurde um das Klo eine Steinmauer errichtet. Die Benutzung dieses Klos musste ich natuerlich erst mal erlernen, wie auch das Waschen in den Waschschuesseln.
Trotz der Armut, gibt es natuerlich auch hier im Viertel die Moderne. Obwohl viele Menschen nichts haben, in winzigen Huetten wohnen, keine Aussicht auf Verbesserung ihrer Lage haben, gibt es ein paar Internetlaeden, haben einige Menschen Handys, viele Familien besitzen einen Fernseher. Und trotzdem ist die Armut riesig.