Freitag, 6. November 2015

Wenig Geld und leicht bekleidet

Am 24. September ist mein letzter Tag in Pasto. Abends bringen mich Sonia und Adrian zu meinem Bus, der mich nach Bogotá bringen soll. Wir verabschieden uns. Traurig und glücklich zugleich ziehe ich davon.
Es ist ein moderner Bus. Ich kann gut schlafen. Auch hält sich der Fernseher etwas im Hintergrund. Doch der Bus gerät in einer immer größere Verspätung. Erst erleben wir nach einem Unfall einen Stau. Dann sind es die Serpentinnen, die die Busfahrt verlangsamen. Die Engen Straßen sind überlastet. Riesige Schwerlasttransporter schleppen sich wie Lindwürmer im Schneckentempo dahin. Der Bus verwandelt sich ebenfalls in ein Schneckentier.
Durch die Verspätung hervorgerufen, würde ich erst bei Dunkelheit Bogotá erreichen. Bogotá wird im Normalzustand schon als gefährlich eingeschätzt. Doch die Gefahr nimmt noch mit der Dunkelheit zu. So wäre die Gefahr jetzt noch größer, die mich in der Millionenstadt erwarten würde. Ich sinne auf eine Alternative. So entscheide ich mich, dass ich in der letzten Kleinstadt vor Bogotá aussteige. Auf der Schnellstraße werde ich ausgesetzt. Dann wandere ich - voll bepackt - nach Fuso.
In Fuso beginne ich gleich damit, ein billiges Hostel zu finden. Doch die Hostels an der Hauptstraße sind mir zu teuer. So muss ich weiter suchen. Ich frage ein paar Einheimische nach einer Herberge. Sie zeigen in eine bestimmte Richtung. Ich schleppe mich weiter. Werde langsam immer müder. Meine Augen fühlen die Schwere. Da entdecke ich ein Hostal. Gelb leuchtet ein kleines Schild. Eine Gittertür wird geöffnet. Da es hier ein billigeres kleines Zimmer geben soll, entscheide ich mich dafür, in diesem Hostal zu übernachten.
Doch was ist das? Als ich zu meinem Zimmer gehe, öffnet sich eine Tür. Daraus kommt eine recht leicht bekleidete Frau. Sie ist - so glaube ich - nur mit einem Handtuch bekleidet. Diese Frau bleibt ganz in meiner Nähe stehen. Ich wundere mich. Diese Verhalten ist doch nicht normal.
Schnell gehe ich in mein kleines Zimmer, wundere mich etwas und richte mich etwas ein. Später, als ich auf die Toilette gehe, steht wieder diese Frau ganz in der Nähe meines Zimmers. Weiterhin ist sie recht leicht bekleidet. Ich beginne zu ahnen, dass es sich hier um kein ganz normales Hostal handelt.
Schnell entschließe ich, dass Hostal zu verlassen. Im Erdgeschoß wartet wiederum vor einer Tür eine Frau, umhüllt mit einem Handtuch. Der Pförtner fragt mich im geschäftsmäßigen Ton, ob ich nicht eine "amiga" haben möchte. Ich lasse mir die Tür öffnen und verschwinde in der Stadt.
Bei einem Abendbrot werde ich ruhiger. Ich überdenke meine Lage. Auf der Suche nach einem billigen Zimmer landete ich in einem Hostal. Dieses Hostal ist nicht ganz normal. Es laufen Frauen herum, die sich recht merkwürdig verhalten, nicht weggehen und leichtbekleidet sind. Diese Frauen werden "amigas" genannt und spielen in diesem Haus eine wichtige Rolle.
Mir ist diese ganze Sache etwas unheimlich. Ich bin müde und will meine Ruhe haben. Also, was tue ich. Verlasse ich das Hostal. Das wird schwer möglich sein. Ich habe ja schon bezahlt. Man wird mir sicher das Geld nicht zurück geben. Oder bleibe ich. Dann besteht die Gefahr, dass die "amigas" kommen und ständig an meine Tür klopfen. Vielleicht ist es ja auch ungewöhnlich, dass so einer wie ich in dieses Hostal kommt und keine "amiga" möchte. Was müssen die Betreiber diese Hostals von mir denken? Was ist denn das für einer? Warum will der denn keine "amiga"? Was hat der denn vor? Will er uns denn womöglich kontrollieren? Ich befinde mich in einer Zwickmühle.
So entschließe ich, die Sache auf den Tisch zu bringen. Ich gehe zurück, und sage dem Pförtner oder Verwalter, dass ich müde bin und keine "amiga" möchte. Ich brauche den Schlaf und habe eine lange Busfahrt hinter mir. Er versteht mich. Schnell ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück. Doch was wird werden. Wird unser status quo eingehalten. Oder werden sie kommen und an meine Tür klopfen.? Werde ich morgen so ohne weiteres wieder heraus gelassen?
Am zeitigen Morgen lasse ich mir die Gittertür öffnen.  Ich erlebe die Freiheit der Straße, fühle mich gerettet.

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