Donnerstag, 30. April 2015

Ueber die Grabpflege

Graeber gibt es ueberhaupt nicht. So werden auch keine Graeber gepflegt.
Die meisten Verstorbenen liegen in grossen Waenden, die Hochhaeusern aehnlich sind. Vor den Kammern der Verstorbenen befinden sich kleine Schaukaesten. Diese werden von den Verwandten gepflegt. Da die Waende nun einen Charakter eines Hochhauses haben, ist es auch nicht einfach, die einzelnen Schaukaesten zu erreichen. Meist muessen Leitern angelegt werden.
Die Friedhoefe sind sehr belebt. Gerade am Wochenende sind sie angefuellt mit Besuchern. Viele von ihnen pflegen liebevoll die Schaukaesten. Sie werden geputzt, die Blumen werden gewaechselt oder es wird an der Einrichtung gearbeitet. Die Schaukaesten sind ganz oft "eingerichtet" und erzaehlen ueber das Leben des Verstorbenen. Da sieht man zeitungslesende Grossvaeter, strickende Grossmuetter, Bilder aus dem Leben, Bierflaschen und vieles mehr. In einem Schaukasten entdeckte ich eine ganze Tischlerwerkstatt.

Ueber die Verwandlung der Dinge

Oft bin ich tramdend oder wandernd unterwegs. Dann ist es angebracht mich moeglichst unauffaellig zu verhalten, nicht wie ein leuchtender Schmetterling durch die Luefte zu fliegen. Denn ein leuchtender Schmetterling lockt schnell andere Tiere.
Mit der Zeit merkte ich, dass es gut ist, auch die leuchtenden Dinge zu verwandeln. So steckt nun mein leuchtender Fotoapperat in einer schwarzen, recht abgenutzten Brillentasche. Mein Tablet bekam von Holle eine bunte Huelle verpasst. Manche Dinge, die unvorsichtigerweise an mir oder meinem Rucksack hingen, wurden schon von lauernden Tieren in Windeseile verschlungen.
Wenn ich trampend oder wandernd durch die Landschaft ziehe, suche ich recht lang nach einem Schlafplatz, meist eine abgelegene Gegend mit ein paar Bueschen. Dann baue ich unter einem der Buesche einen Schlafplatz. Der Rucksack wird mit der Zeltplane so umwickelt, als wuede eine zweite Person neben mir liegen. Auch diese Verwandlung soll eine Schutz aufbauen, wenn wieder einmal Tiere, ja man koennte fast sagen Raubtiere, auf der Suche nach einem Schmetterling sind.

Donnerstag, 23. April 2015

Trachten Perus







Die Kinder sind immer dabei

Die Kinder sind immer dabei.
Die kleinen Kinder werden in Tuechern getragen, haben immer Hautkontakt und bekommen Milch, so oft sie sie brauchen. Wenn die Kinder groesser sind, koennen sie immer in der Naehe ihrer Mutter sein. Ob auf dem Markt oder bei einer anderen Arbeit, die Kinder sind immer dabei.
Sie werden nicht zeitig von ihrer Mutter getrennt und irgendwohin gesteckt. Nur ganz selten habe ich ein Kind weinen gehoert. Sie wachsen in einer recht friedlichen und behueteten Welt auf.
Heute erlebte ich so ungefaehr zehn Kinder auf dem Spielplatz. Sie spielten umsichtig und liebevoll niteinander. Wenn ein Kind doch mal weinte, wurde es von anderen Kindern getroestet.
Schnell lernen die Kinder Verantwortung zu uebernehmen. Sie kuemmern sich um die Geschwister oder helfen den Eltern bei der Arbeit.
Es scheint die Ueberbehuetung wie auch die zeitige Entfremdung nicht zu geben. Ich glaube, dass die "Kulturnationen", wenn es um die Kindererziehung geht, viel von den suedamerikanischen Staaten lernen koennen.

Sonntag, 19. April 2015

Die Wanderung zum Templo de Lunes

Ringsum Cusco gibt es unendlich viele Ruinen aus der Inkazeit.
Maria aus Argentinien fragte mich, ob ich mit ihr zum Templo de Lunes wandern moechte. So machten wir uns auf den Weg.
Einige Fotos davon vermitteln einen Eindruck von der Wanderung.













Fuer Markus

Meinem lieben Freund Markus Meier schicke ich diese Bilder.
Oft haben wir schon tolle Klettertouren gemeinsam unternommen. Es hat zusammen immer viel Spass gemacht. Ob in der Saechsischen Schweiz oder im Harz, immer wieder entdeckten wir neue und interessante Kletterwege.
Mehrmals erzaehltest du mir von interessanten Unternehmungen mit alten VW Bussen. Hier habe ich einige interessante Exemplare gesehen, die ich dir heute schicken moechte.
Stephan




Freitag, 17. April 2015

Eine Reise ins Irgendwo

Eines Tages in Cusco pflegte ich wieder einmal mein Hobby mich einfach in ein oeffentliches Verkehrsmittel zu setzen und abzuwaretn, wo es mich hintreibt.
Schon als Kind pflegte ich dieses Hobby: "Einer Reise ins Irgendwo". In meinen Schulferien besuchte ich oft meinen Patenonkel Juergen und Tante Hanni in Karl-Marx-Stadt. Da brachte mich mein Onkel auf diese Idee. Er fuhr mit mir mit der Strassenbahn zu einer Endhaltestelle, in ein weit entferntes Neubaugebiet. Danach praktizierte ich allein Fahrten bis zu weit entfernten Endhaltestellen. So lernte ich recht abgelegene Gegenden in dieser zum Teil rauhen Stadt kennen.
In Cusco stieg ich in einen dieser japanischen Kleinbusse, die ueberall die Stadt durchqueren. Der Bus fuhr und fuhr. Er entfernte sich immer mehr aus der touristischen Stadt, trieb durch mehrere Vorstaedte, bis er abbog und in einem recht merkwurdigen Gebilde landete, nicht Stadt, nicht Dorf. Noch zeugten viele Lehmhaeuser und Tiere davon, dass hier vor kurzem noch ein abgelegenes Dorf sein eigenes Leben fuehrte. Doch ueberall sprossen Ziegelhauser aus den schlammigen Feldern. Schnell wollte ich dieses Gebilde verlassen. Doch der weitere Weg in die Berge entlang eines Rinnsales war so schlammig, dass ich alsbald diesen Plan aufgab.
Langsam stapfte ich zurueck. Da entdeckten mich Bier trinkende Jugendliche. Sie luden mich zu einem Bier ein und schenkten auch schnell wieder nach. Als sie das zweite Mal nachgeschenkt hatten, laeuteten meine Alarmglocken. Fluchtartig, doch nicht auffaellig, machte ich mich auf den Weg. Auf einer der unendlichen Feldbaustellen stand ein zur Mittagsruhe geparkter Kleintransporter. Doch als ich genau hinsah, entdeckte ich im Fahrerhaus einen Bauarbeiter. In der Enge nutzte er die Mittagspause, um Gitarre zu spielen. Ein ungewoehnliches Bild. Der uebende Bauarbeiter freue sich, als er mich sah. Kurz verstaendigten wir uns. Dann liess ich ihn mit seiner freien Zeit und seiner Gitarre zurueck. Ueber holbrige Erdstrassen und eine Suppe am Wegesrand gelangte ich wieder zu einem dieser japanischen Kleinbusse.
Aus dem Irgendwo ging es zurueck in die ueberfuellte Touristenmetropole. Doch die Bilder aus dem Irgendwo bleiben in mir zurueck.

Sonntag, 12. April 2015

Die Lamas von Cusco

Die Lamas von Cusco sind beruehmte Bewohner der Stadt. Oft kommt es zu Treffen mit weitgereisten Menschen, die auch  deshalb hierher gereist sind. Doe Lamas treten meist in Begleitung von Frauen auf, doe sich fuer den besonderen anlass ihre Tracht aus dem Schrank geholt haben.
Doch die weitgereisten Menschen bleiben bei diesen Treffen meist ruhig. Sie nehmen ein Geraet und verstecken sich dahinter. Ob das ein Ausdruck der grossen Ehrfurcht fuer dieses besondere Wesen ist? Manchmal blitzt es auch, wenn der Weitgereiste hinter seinem Geraet sein Gesicht versteckt hat. Vielleicht darf er sein Gesicht dem Lama nicht direkt zeigen. Das Blitzen koennte eine Form der Verherrlichung des Lamas sein. Nach diesem Ritual gibt der Weitgereiste meist der Frau, die eine Dienerin des Lamas sein wird, eine kleine Opfergabe, meist ein oder zwei Soles. Dann zieht sich der Weitgereiste so schnell wie er gekommen ist auch wieder zurueck.
Von den hoch verehrten Lamas moechte ich euch ein paar Bilder zeigen:





Samstag, 11. April 2015

Verunsicherung in der Heiligen Messe

Am Donnerstag, den 9. April, war ich schon recht frueh auf den Beinen. Es zog mich Richtung Mercado Ccasccaparo, der Ort, wo ich fast jeden morgen ein Broetchen mit eingeschlossenen Spiegelei und einen schwarzen Kaffee bestelle, der Ort, wo ich jeden morgen gerne ins Gewuehle eintauche. Doch als ich an der Iglesia de Santa Teresa vorbeikam, laeuteten die Glocken recht hell und schnell. Die offene Tuer der Klosterkirche lockte mich ins Innere. Ohne zu ueberlegen tauchte ich ein in den Kirchenraum der heiligen Schwestern. Ich setzte mich. Die Messe begann.
Von hoch oben erklang ein lieblicher Gesang der Schwestern. Die Schwestern waren jedoch nicht zu sehen, weil sie getrennt von der Oeffentlichkeit ihr Leben hinter den Klostermauern verbringen. Doch ihr Gesang war von einer besonderen Schoenheit. Er dran durch Oeffnungen in der Wand der Empore.
Als der Gesang verklungen war, kam ich zu mir. Ich besann mich. Und dieses Besinnen brachte mich zurueck in die Realitaet. Wie war ich ueberhaupt hierher gekommen? Was machte ich hier? Erst jetzt wurde mir klar, dass ich ganz alleine in der Kirche war. Die heiligen Schwestern konnten mir nicht helfen. Sie waren ja durch eine heilige Wand getrennt. Hinter dem Altar stand ein alter Priester  und neben ihm erschien eine heilige Schwester, die dem Priester dienen durfte. Nun wurden mir Stueck fuer Stueck meine Probleme bewusst. Wann sollte ich aufstehen? Wann mich wieder hinsetzen? Was musste ich sagen oder nachbeten? Ich konnte ja nur Fehler machen. Doch was sollte ich tun? Sollte ich etwa die Kirche wieder verlassen? Doch dann waere der Priester ganz alleine mit den Schwestern. Und fuer wenn wuerden dann die Schwestern singen? So entschied ich mich zu bleiben. Zum Glueck kam nach einer Weile noch ein einziges Gemeindemitglied, eine Frau mittleren Alters. So konnte ich immer, zeitlich versetzt zu ihr, aufstehen oder mich hinsetzen. Die spanischsprachischen Gebete und Lieder konnte ich natuerlich nicht. (Es gibt ja leider auch keine Gesangbuecher.)
Die Messe lief dahin. Immer mal unterbrochen durch einen wundervollen Gesang der heiligen Schwestern, der mich fuer kurze Zeit meine schwierige Lage vergessen liess. Doch auf einmal geschah etwas. Die Frau kam auf mich zu und sagte: Pasa! (Komm! Geh hinein!) Ich meinte nun, sie habe mich aufgefordert, nach vorn zu gehen, um die Hostie entgegen zu nehmen. So ging ich dem Priester entgegen. Daraufhin eilten diese Frau, das einzige Gemeindemitglied, mir hinterher, die heilige Schwester mir entgegen. Sie waren beide aufgeschreckt durch mein Handeln. Nun sagten sie noch einmal: La paz (Der Frieden). Da begriff ich. Es ging nicht, um die Aufforderung, die Hostie entgegen zu nehmen, sondern um den Friedensgruss. Betreten ging ich zurueck zu meinem Platz. Im Laufe der Messe passierte mir zum Glueck keine weitere Panne.
Jetzt werde ich noch einmal in die Iglesia de Santa Teresa zur Messe gehen. Heute weiss ich wenigstens, dass das erste: Pasa der Friedensgruss ist und: La paz heisst. Auch rechne ich damit, dass diesmal ein paar weitere Gemeindemitglieder sich vom himmlichen Gesang der heiligen Schwestern verzaubern lassen wollen.

Donnerstag, 9. April 2015

Bilder von den Prozessionen

Zuerst zeige ich euch Fotos von der Schuelerprozession, die ich am Mittwoch erlebte. Die Schueler sind gemeinsam auf "ihrem" Kreuzweg unterwegs.
Eine ganze Schule ist mit Kreuzen auf einem Leidensweg unterwegs. Hier sieht man Schueler in ihrer speziellen Schulkleidung. Der Lehrer ist rechts im grauen Anzug zu sehen. In einer Hand haelt er den Text zu einer Kreuzwegstation.

Dieses Foto zeigt den leidenden Jesus, der unter der Last des Kreuzes zusammen gebrochen ist. Daneben stehen einige roemische Soldaten.

Eine Gruppe von ungefaehr zwanzig Schuelern sind verkleidet. Sie stellten die Personen des Passionsgeschehens dar. Ein Lehrer, der die Schuluniform traegt, weist die Spieler ein.

Am Karfreitag geschah diese Prozession.  Hunderte, ja tausende Menschen waren mit ihr auf dem Weg.
Ein paar Eindruecke konnte ich einfangen.
Die Prozession wird von einer riesigen Menschenmenge begleidet. Die einen ziehen hinter der Prozession her, andere stehen an den Strassenraendern und schliessen sich spaeter an.

In einem beleuchteten Glassarg liegt der Leichnam von Jesus. Immer wieder werfen Menschen dunkelrote Blueten  auf den Sarg. Einige Maenner in dunklen Anzuegen tragen den Verstorbenen.

Hier ist der Leichnam zu sehen. Man sieht das Leiden.

Am Ende des Zuges tragen viele Maenner eine riesige Marienfigur. Sie wird zugleich als thronende wie auch trauernde Maria durch die Strassen von Cusco getragen.



Mittwoch, 8. April 2015

Prozessionen in der Karwoche

Diese Woche in Cusco  werde  ich  sicher nicht vergessen. Sie war angefuellt mit Erlebnissen des kirchlichen Lebens, wie  ich sie in dieser Dichte noch nicht erlebt habe.
Mittwoch (1. April): Es ist mein erster Tag in Cusco. Muede und langsam erklimme ich eine kleine Anhoehe am Rande der Stadt. Dort gibt es eine kleine Kirche, die ich mir ansehen moechte. Doch was ist das. Ploetzlich ist die Strasse ueberfuellt mit Schuelern, die dort in ihren gruenen Schuluniformen stehen. Warum blockieren die Schueler die Strasse Müssen sie nicht in der Schule sitzen und lernen?  Ich komme naeher. Da entdecke ich, dass die Schueler in einer Art Umzug unterwegs sind. Einige Jungen tragen etwas Schweres. Als ich genau hinsehe erkenne ich, dass sie ein recht grosses Holzkreuz schleppen. Der Zug haelt an einem Bild. Dort liest ein Lehrer etwas vor. Ich begreife, was hier geschieht. Die Schueler befinden sich auf einem Kreuzweg. Der Lehrer liest also zu einer Station des Kreuzweges eine Text. Der Zug bewegt sich weiter, bis wieder an dieser Station eine Gruppe von ungefaehr zwanzig Schuelern haelt und ein weiterer Lehrer vorliest. Ein Teil der Schueler ist andaechtig bei der Sache. Die letzte Gruppe ist verkleidet. Alle wichtigen Personen des Passionsgeschehens sind zu sehen. Jesus wirft sich ein paarmal hin. Er versucht das Leiden des Weges darzustellen. Manche Spieler nemen den Weg ernst, andere lachen.
Ich komme mit einer Lehrerin ins Gespraech. sie erzaelt mir, dass hier eine katholische Jungenschule unterwegs ist. Der Kreusweg gehoert zum Schuljahr. Jedes Jahr sind also die Jungen unterwegs, hoeren die Kreuzstationen und tragen die Kreuze hinauf auf den Berg des Kreuzes.
Gruendonnerstag  (2. April): Heute bin ich das erste Mal in der Kathetrale zum Gottesdienst. Die Altaere sind dunkel. Manche Altartüren sind verschlossen. Nach dem Gottesdienst beginnt eine Prozession in die Seitenkirche. Dort, so scheint es mir, leuchten tausende weisse Blumen. Inmitten der Blumen thront ein silberner Sarg. Danach treibt es mich durch die dunklen Strassen in eine andere Kirche. Ich gelange zum Templo de Franzscus. In dieser Kirche verhaengte man die  Figuren mit riesigen lila Tuechern. Im Altarraum strahlen wieder tausende Blumen, diesmal in grossen weissen Vasen. Wieder beginnt eine Prozession, ein Leidensweg. Hunderte, ja tausende Menschen, ziehen durch einen Kreuzgang und einige kirchliche Räume. Der Zug zieht vorbei an Christusfiguren. Es wird der leidende Jesus gezeigt, in allen Phasen des Leidens. Spaeter auch der Leichnahm und die leidende Mutter. Das Leid ist ganz nah. Es ist schrecklich nah. Manchen Menschen sieht man an, wie sie mitleiden. Wenige weinen.
Karfreitag (3.April): Abends erreiche ich das alte Zentrum. Eine riesige Prozession ist unterwegs. An der Spitze des Zuges werden Fahnen getragen, gefolgt von einer Blaskapelle, dann eine Gruppe von Priestern mit ihren Ministranten, es folgt ein glaeserne Sarg, indem der Leichnam von Jesus liegt. Zuerst erschrecke ich. Das Leiden triff mich. Aus vielen Fenstern werden rote Blühtenblaetter geworfen. Womoeglich soll dies das Blut darstellen, als ein Ausdruck der Passion. Als letzte Figur wird eine riesige Maria, thronend und leidend, getragen. Die Traeger brechen fast unter dieser Last zusammen. Der Abschluss des Prozessionszuges stellt eine zweite Blaskapelle dar. Immer und immer wieder ertoent laute Blasmusik. Nur wenige Stuecke erscheinen mir angemessen. Viele Stuecke erinnern an die Blasmusik sonntags um 1 Uhr im Radio.
Ostersonnabend (4.April): Der Gottesdienst soll um 19 Uhr beginnen. Ich sicher mir, wie viele andere, schon gegen 18.30 Uhr einen Platz. Dies wird zu einem Problem, weil kurze Zeit spaeter alle nun in der Kirche sitzenden,  vor die Kirche gebeten werden. Nur ein Teil der Angesprochenen gibt ihren Platz wieder auf. Vor der Kirche bildet sich ein grosser Kreis. Nun wartet diese Menge auf die Priester samt ihren Ministranten. Nach einigen Liedern wird das Osterfeuer entfacht. Eine Osterkerze erleuchtet. Dann wandert das Licht von Kerze zu Kerze. Der Zug zieht nun in die Kirche. Eine wunderschoene Lichterkirche strahlt aus tausend Kerzen. Die Menge versucht zu schieben, um einen Sitzplatz zu erhaschen. Die Priester und Ministranten versuchen zu bremsen. Dazu fallen ihnen immer wieder neue Lieder ein. Doch der Druck der Menge wird immer groesser. Am Ende beginnen manche Leute zu rennen. Der Gottesdienst entfaltet eine ungeahnte Laenge: Ich schaetze, dass es zehn Lesungen gewesen sein muessen, irgendwann wird feierlich die Tür zu Christus geoeffnet, das Abendmahl ist immer dabei, dann die Anbetung der Heiligen und zuguterletzt durfte eine Taufe auch nicht fehlen. Ich sitze und sitze. Meine Knochen tun mir weh. Dabei werde ich immer mueder.
Ostersonntag (5.April): Heute unternehme ich einen Osterspaziergang. Ganz alleine. Ich nehme mir Goethes Gedicht zum Vorbild, ziehe hinaus aus der Stadt. Irgendwann werden es weniger Häuser. Dann geht es ueber Felder. Der Pfad wird steiler, felsiger. Ich komme ins Schwitzen. Oben auf de Berg stehen einzelne Kreuze mit roten Blumen. Einige Zeit bin ich andaechtig. Ich sehe auf die Stadt hinab. Dort gibt es sicher gerade eine Ostersonntagsprozession. In der Nähe haben Kinder gespielt. Sie haben viele einfache Huetten aus Steinen gebaut, so wie hier viele Menschen leben. Langsam steige ich wieder hinab in die Stadt,   ich ziehe vorbei an kleinen Blumen, Gespraechen mit ein paar Leuten vor ihren Huetten und den einzelnen Kreuzen mit den roten Blumen. Es ist Ostern.

Dienstag, 7. April 2015

Tuerme der Inka

In der Karwoche machen sich Ignacio ( Argentinien - Cordoba), Flavio (Peru - Lima) und ich auf den Weg durch Cusco, um zwei Tuerme der Inka zu erkunden.
Sicher sind dies keine Tuerme aus der Inkazeit. Es werden vielmehr Tuerme sein, die an die Inkazeit und ihre Herrscher erinnern.
Ein Turm davon steht mitten in der Stadt und beherbergt eine Ausstellung. Von oben hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt. Der andere Turm befindet sich auf einem Huegel am Rande der Stadt. Ueber steile Treppen gelangt der Wanderer zu ihm. Der Aufstieg im Inneren ist leider nicht mehr moeglich. Trotzdem lohnt sich der Aufstieg. Der Blick auf die Stadt ist noch gewaltiger.
Von diesem Ausflug praesentiere ich euch ein paar Fotos.

Ignatcio unter einem wichtigen Anfueher der Inka (Pachacutec)
Ignacio und Flavio im Museum im Inneren des Turmes
Flavio erkundet das Skelett des zweiten Turmes

Martin, die Grenze und das Ameisensystem

Es ist der 31. März. Viele Tage sind wir, Volker und ich, nun schon Gäste bei Martin. In seiner Wohnung haben wir ein gemütliches kleines Zimmer. Jeder Morgen beginnt mit einem angenehmen Frühstück,  mit frischen Brötchen und Kaffee. Dann brechen wir meist zu Exkursionen in die Stadt auf.
Zweimal stellt die Wohnung Martins unser Basislager dar, als wir zum Takesi Camino uns aufmachen und bei unserer Exkursion auf die Isla del Sol. Der Schrank ist jeweils angefüllt mit Dingen, die wir nicht mitnehmen möchten, wie in einem richtigen Basislager. Und als wir wieder kommen, steht jeweils sein Haus für uns offen.
Für alles sei dir, lieber Martin, herzlich gedankt.
Es ist der 31. März.  Es ist der Tag, wo wir beide aufbrechen, Volker mit Flugzeugen nach Deutschland und ich mit dem Nachtbus nach Peru.
Mein Bus fährt über Stunden gleichförmig dahin, bis er ins Stocken gerät. Das relativ moderne Fahrzeug hat die Grenzstadt erreicht. Das Vorankommen wird durch Straßenverkäufer, Minibusses wie auch Lastkraftwagen, die gerade beladen oder entladen werden, erschwert. Irgendwann erreichen wir die Grenze. Nun müssen alle aussteigen und sich zu einem Häuschen vorarbeiten, wo es die Stempel gibt. Als ich meinen Stempel erhalten habe laufe ich über die Brücke. (Auch auf der Brücke wimmelt es vor Menschen.) Auf der anderen Seite bin ich in Peru. Auch hier gibt es ein kleines Häuschen, wo es die Stempel gibt. Doch wo ist meine Gruppe aus dem Bus? Wo ist der Busbegleiter, der meine Zollerklärungen eingesammelt hat. Nun bin ich zu schnell in das andere Land eingedrungen. Hoffentlich bekommt dies kein Grenzer mit. Das könnte womöglich eine Strafe bedeuten. Recht unauffällig arbeite ich mich über die Brücke zurück nach Bolivien, wo ich zum Glück meine Busgruppe wie auch den Busbegleiter mit den Zollerklärungen wiederfinde. Mit ihnen geht es dann gediegen nochmals über die Brücke.  Gemeinsam erhalten wir die notwendigen Stempel, im kleinen Häuschen auf der anderen Seite.
Doch was ist das. Überall wimmelt es, als wäre man in einen Ameisenhaufen gefallen. Überall Fahrzeuge. Doch wie kann das angehen. Alles bewegt sich. Und trotzdem ist alles voll.
Ich muss mich genau konzentrieren, um zu begreifen, was hier geschieht. Die Fahrzeuge sind klein. Sie sind flink. Sie sind ungewöhnlich. Und es sind Dreiräder. Fahrräder, mit denen Lasten aber auch Personen transportiert werden. Ich sehe auf einmal Fahrräder,  mit denen auch Personen beträchtlichen Umfangs befördert werden. Zum anderen gibt es auch dreirädrige Mopeds mit Dach. Ihr Transportkapazität von Lasten und Personen mit beträchtlichen Umfangs ist jedoch eingeschränkt. Flink bewegen sich alle dies winzigen Fahrzeuge. Wie hunderte kleine Ameisen. Es ist wie ein Ameisensystem. Und es funktioniert reibungslos.
Doch als unsere Gruppe wieder im Reisebus sitzt, funktioniert bald nichts mehr. Der Bus fährt ein paar Meter, dann hält er wieder. Noch funktioniert das Ameisensystem. Doch dem Bus nützt nicht mal eine südamerikanische Hupaktion. Er muss sich geschlagen geben. Die Insassen werden aufgebracht. So versucht es der Busfahrer nochmal. Er schraubt sich mitsamt dem Bus hinein ins Ameisensystem. Somit kommt alles zum Erliegen. Nach einer Weile machen die Ameisen dem Ungetüm platz,  um kurz danach wieder die Szene zu beherrschen.