Dienstag, 7. April 2015

Martin, die Grenze und das Ameisensystem

Es ist der 31. März. Viele Tage sind wir, Volker und ich, nun schon Gäste bei Martin. In seiner Wohnung haben wir ein gemütliches kleines Zimmer. Jeder Morgen beginnt mit einem angenehmen Frühstück,  mit frischen Brötchen und Kaffee. Dann brechen wir meist zu Exkursionen in die Stadt auf.
Zweimal stellt die Wohnung Martins unser Basislager dar, als wir zum Takesi Camino uns aufmachen und bei unserer Exkursion auf die Isla del Sol. Der Schrank ist jeweils angefüllt mit Dingen, die wir nicht mitnehmen möchten, wie in einem richtigen Basislager. Und als wir wieder kommen, steht jeweils sein Haus für uns offen.
Für alles sei dir, lieber Martin, herzlich gedankt.
Es ist der 31. März.  Es ist der Tag, wo wir beide aufbrechen, Volker mit Flugzeugen nach Deutschland und ich mit dem Nachtbus nach Peru.
Mein Bus fährt über Stunden gleichförmig dahin, bis er ins Stocken gerät. Das relativ moderne Fahrzeug hat die Grenzstadt erreicht. Das Vorankommen wird durch Straßenverkäufer, Minibusses wie auch Lastkraftwagen, die gerade beladen oder entladen werden, erschwert. Irgendwann erreichen wir die Grenze. Nun müssen alle aussteigen und sich zu einem Häuschen vorarbeiten, wo es die Stempel gibt. Als ich meinen Stempel erhalten habe laufe ich über die Brücke. (Auch auf der Brücke wimmelt es vor Menschen.) Auf der anderen Seite bin ich in Peru. Auch hier gibt es ein kleines Häuschen, wo es die Stempel gibt. Doch wo ist meine Gruppe aus dem Bus? Wo ist der Busbegleiter, der meine Zollerklärungen eingesammelt hat. Nun bin ich zu schnell in das andere Land eingedrungen. Hoffentlich bekommt dies kein Grenzer mit. Das könnte womöglich eine Strafe bedeuten. Recht unauffällig arbeite ich mich über die Brücke zurück nach Bolivien, wo ich zum Glück meine Busgruppe wie auch den Busbegleiter mit den Zollerklärungen wiederfinde. Mit ihnen geht es dann gediegen nochmals über die Brücke.  Gemeinsam erhalten wir die notwendigen Stempel, im kleinen Häuschen auf der anderen Seite.
Doch was ist das. Überall wimmelt es, als wäre man in einen Ameisenhaufen gefallen. Überall Fahrzeuge. Doch wie kann das angehen. Alles bewegt sich. Und trotzdem ist alles voll.
Ich muss mich genau konzentrieren, um zu begreifen, was hier geschieht. Die Fahrzeuge sind klein. Sie sind flink. Sie sind ungewöhnlich. Und es sind Dreiräder. Fahrräder, mit denen Lasten aber auch Personen transportiert werden. Ich sehe auf einmal Fahrräder,  mit denen auch Personen beträchtlichen Umfangs befördert werden. Zum anderen gibt es auch dreirädrige Mopeds mit Dach. Ihr Transportkapazität von Lasten und Personen mit beträchtlichen Umfangs ist jedoch eingeschränkt. Flink bewegen sich alle dies winzigen Fahrzeuge. Wie hunderte kleine Ameisen. Es ist wie ein Ameisensystem. Und es funktioniert reibungslos.
Doch als unsere Gruppe wieder im Reisebus sitzt, funktioniert bald nichts mehr. Der Bus fährt ein paar Meter, dann hält er wieder. Noch funktioniert das Ameisensystem. Doch dem Bus nützt nicht mal eine südamerikanische Hupaktion. Er muss sich geschlagen geben. Die Insassen werden aufgebracht. So versucht es der Busfahrer nochmal. Er schraubt sich mitsamt dem Bus hinein ins Ameisensystem. Somit kommt alles zum Erliegen. Nach einer Weile machen die Ameisen dem Ungetüm platz,  um kurz danach wieder die Szene zu beherrschen.

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