Samstag, 11. April 2015

Verunsicherung in der Heiligen Messe

Am Donnerstag, den 9. April, war ich schon recht frueh auf den Beinen. Es zog mich Richtung Mercado Ccasccaparo, der Ort, wo ich fast jeden morgen ein Broetchen mit eingeschlossenen Spiegelei und einen schwarzen Kaffee bestelle, der Ort, wo ich jeden morgen gerne ins Gewuehle eintauche. Doch als ich an der Iglesia de Santa Teresa vorbeikam, laeuteten die Glocken recht hell und schnell. Die offene Tuer der Klosterkirche lockte mich ins Innere. Ohne zu ueberlegen tauchte ich ein in den Kirchenraum der heiligen Schwestern. Ich setzte mich. Die Messe begann.
Von hoch oben erklang ein lieblicher Gesang der Schwestern. Die Schwestern waren jedoch nicht zu sehen, weil sie getrennt von der Oeffentlichkeit ihr Leben hinter den Klostermauern verbringen. Doch ihr Gesang war von einer besonderen Schoenheit. Er dran durch Oeffnungen in der Wand der Empore.
Als der Gesang verklungen war, kam ich zu mir. Ich besann mich. Und dieses Besinnen brachte mich zurueck in die Realitaet. Wie war ich ueberhaupt hierher gekommen? Was machte ich hier? Erst jetzt wurde mir klar, dass ich ganz alleine in der Kirche war. Die heiligen Schwestern konnten mir nicht helfen. Sie waren ja durch eine heilige Wand getrennt. Hinter dem Altar stand ein alter Priester  und neben ihm erschien eine heilige Schwester, die dem Priester dienen durfte. Nun wurden mir Stueck fuer Stueck meine Probleme bewusst. Wann sollte ich aufstehen? Wann mich wieder hinsetzen? Was musste ich sagen oder nachbeten? Ich konnte ja nur Fehler machen. Doch was sollte ich tun? Sollte ich etwa die Kirche wieder verlassen? Doch dann waere der Priester ganz alleine mit den Schwestern. Und fuer wenn wuerden dann die Schwestern singen? So entschied ich mich zu bleiben. Zum Glueck kam nach einer Weile noch ein einziges Gemeindemitglied, eine Frau mittleren Alters. So konnte ich immer, zeitlich versetzt zu ihr, aufstehen oder mich hinsetzen. Die spanischsprachischen Gebete und Lieder konnte ich natuerlich nicht. (Es gibt ja leider auch keine Gesangbuecher.)
Die Messe lief dahin. Immer mal unterbrochen durch einen wundervollen Gesang der heiligen Schwestern, der mich fuer kurze Zeit meine schwierige Lage vergessen liess. Doch auf einmal geschah etwas. Die Frau kam auf mich zu und sagte: Pasa! (Komm! Geh hinein!) Ich meinte nun, sie habe mich aufgefordert, nach vorn zu gehen, um die Hostie entgegen zu nehmen. So ging ich dem Priester entgegen. Daraufhin eilten diese Frau, das einzige Gemeindemitglied, mir hinterher, die heilige Schwester mir entgegen. Sie waren beide aufgeschreckt durch mein Handeln. Nun sagten sie noch einmal: La paz (Der Frieden). Da begriff ich. Es ging nicht, um die Aufforderung, die Hostie entgegen zu nehmen, sondern um den Friedensgruss. Betreten ging ich zurueck zu meinem Platz. Im Laufe der Messe passierte mir zum Glueck keine weitere Panne.
Jetzt werde ich noch einmal in die Iglesia de Santa Teresa zur Messe gehen. Heute weiss ich wenigstens, dass das erste: Pasa der Friedensgruss ist und: La paz heisst. Auch rechne ich damit, dass diesmal ein paar weitere Gemeindemitglieder sich vom himmlichen Gesang der heiligen Schwestern verzaubern lassen wollen.

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