Montag, 31. August 2015

Geräusche im Urwald

Schreie,
laut, dunkel, schrill -
dazwischen ein Pochen,
für kurze Zeit -
Stille.

Erneut setzen
die Schreie eine.
Höhere Töne
kommen hinzu.
Es flattert in
den Wipfeln.

Blau segelt -
fast lautlos -
dieser Riesenfalter.
Nur ein ganz leises
Schlagen der Flügel
kann erahnt werden.

Ein Blatt bahnt sich
einen Weg in die Tiefe.
Sein Dahinstehen
lässt mich aufhorchen.

Da ein andres Rascheln,
nicht weit,
im Unterholz.
Was mag es sein?
Zieht da womöglich
unter dem Laub
ein Schlange dahin?

Vorsichtig setze
ich meine Schritte,
begleitet von den
Schreien aus
hohem Geäst.

Sonntag, 30. August 2015

Der Urwald bei Contamana


Bilder von der Schiffsfahrt












Im Banne des Unheimlichen

Wir sind auf Urwaldpfaden unterwegs. Langsam, bedächtig, fasziniert.
Überall Geräusche. Laute Stimmen. Die Vögel geben den Ton an. Sie singen hier nicht. Nein, sie schreien. Sie scheinen den Wald mit ihren Stimmen beherrschen zu wollen. Doch es gibt auch das Rascheln. Was mag das sein? Welche Tiere machen sich da zu schaffen? Sind es harmlose Tiere? Oder sollten wir uns in acht nehmen?
Einmal schrecke ich zurück. Eine Schlange windet sich vor mir empor. Ich sehe still hinüber.  Doch die Schlange bewegt sich nicht. Als ich mich nähere, merke ich, dass es eine Täuschung war. Eine Liane ahmt eine Schlange nach. Gewarnt durch die Liane gehen wir noch vorsichtiger voran.
Auf einmal stinkt es nach Fauligem. Rauch steigt auf. Und aus der Erde tauchen in erdigen Farben Schwefelwasser auf. Hier scheint der Teufel am Werke zu sein. In Braun, in Schwarz, in Gelb und Schwarzgrün quillt es hervor. Faszinierend und bedrohlich zugleich.
Irgendwann verengt sich das Flussbett, indem wir unterwegs sind. Es wird dunkler. Bald könnten wir nur noch kriechend vorwärts kommen. Doch die Gefahr würde zunehmen. Das Unheimliche schreckt uns zurück. Wir kehren um und ziehen zu einem sicheren Ort.

Donnerstag, 27. August 2015

Das Frachtschiff

Langsam gleitet das Schiff dahin.
Es hat kein Eile,
zieh sachte seine Spur.
Da, wo die Sandbänken
den Fluss regieren,
verwandelt sich das Schiff
in eine Schnecke,
um nicht selbst ein Teil
der Sandbank zu werden.

Doch im riesigen Strom,
welcher irgendwann
zum unfassbaren Amazonas wird,
ist das Frachtschiff nur
eine recht kleine Erscheinung.
Wie ein Baumstamm
scheint es dahin zu treiben.

Und doch, es ist beladen
mit Frachten, die in die kleinen
Städte und Ortschaften gelangen sollen:
Motortaxis,  tausende Ziegelsteine,
hunderte Bierkästen, Schweine
und viele Kisten.
Die oberen Decks sind
überfüllt mit Menschen wie auch mit Hühnern.

In kleinen Urwaldsiedlungen
hält das Schiff.
Ein paar Säcke werden ausgeladen.
Schnell kommen die Kinder
der Siedlung angerannt
und staunen das Frachtschiff an
als wäre es ein riesiges Wesen.
Ja, es ist wirklich ein Wesen,
welches im riesigen Fluss
seine Spur zieht.

Mittwoch, 26. August 2015

Mototaxis en Pucallpa

Pucallpa liegt im Amazonastiefland und ist von Peru aus nur schwer zu erreichen. Entweder ueber eine unendliche Strasse durch die Tropen oder mit dem Frachtschiff. Deshalb gibt es auch fast keine "normalen" Fahrzeuge. Jedoch ist die Stadt angefuellt mit Motorradtaxis. Das Mitfahren stellt ein wahres Vergnuegen dar.






Ueber das Warten

Der Bus ist voll, erst am naechsten Tag gibt es eine Mitfahrgelegenheit. Das Schiff legt viele Stunden spaeter ab, da noch Ziegelsteine und Bierkaesten wie auch Huehner geladen werden muessen. Auch passierte es, dass das Schiff erst einer Tag spaeter kam als vorgesehen.
Immer wieder ergeben sich Wartezeiten. Doch dies hat auch sein Gutes. Es gibt Zeit fuer die vielen Menschen ringsum. Es gibt Zeit fuer einen naechsten Rundgang, ganz langsam und ohne Eile. Bei diesen Wartezeiten konnte ich/ konnten wir schon viel entdecken. Nein, diese Wartezeiten fuehren nicht zur Langeweile. Vielmehr zu mehr Intensität. Es ergeben sich einfach vor Ort neue Moeglichkeiten fuer Gespraeche und neue Blicke. Die "Verlangsamung der Zeit" fuehrt manchmal auch zu mir, zu meinem Tagebuch und dazu, einfach die Sinne schweifen zu lassen. Das kann eine tolle Erfahrung sein.

Sonntag, 23. August 2015

Un viaje a San Francisco - Pueblo Shipibo














Die Verwandlung der Angst

In Contamana unternehmen wir am Abend einen Ausflug zu einer Hügelkette,  die über dem Fluss und der Stadt in die Höhe ragt.  Wir wollen die Aussicht auf den Fluss und die tropische Landschaft genießen. Es ist ein schöne Aussicht. Langsam senkt sich die Sonne.
Unterhalb des Aussichtspunktes bekomme ich etwas Angst. Wir befinden uns plötzlich in einem sehr armen Viertel. Die Menschen leben in Holzhütten. Ich möchte schnell zurück in die Stadt. Hier finde ich ist die Gefahr groß.
Plötzlich spricht uns ein Mann an. Er berichtet von seinem Leben und von seinem Glauben. Dann läßt er sich von uns vor seiner eher "schäbigen" Holzkirchen fotografieren.
Er sagt, dass wir unbediengt noch das nächste Dorf sehen sollten. Ein Dorf ein kleines Stück entfernt, mit lauter Holzhäusern, einem Friedhof und einer Kirche. Es ist ein Dorf der indigenen Bevölkerung. Er ruft ein paar Kinder, damit sie uns begleiten. Mit Freude ziehen einige Kinder mit uns los: Ashley, Carolina, Naomi und einige Jungen. Schnell geben Sie uns die Hände und führen uns geduldig ins Nachbardorf. Sie zeigen uns den Friedhof, die Kirche und die Holzhäuser. Schon wollen sie ins darauffolgende Dorf weiter ziehen. Doch wir müssen umkehren, da es dunkel wird.
Ich schäme mich innerlich für meine Angst. Die Angst überfallen zu werden. Und dann kommen Kinder und haben volles Vertrauen zu uns, sind glücklich uns ihre Dörfer zeigen zu können.
Wir winken noch lange und steigen langsam hinab in die Stadt am Fluss. Glücklich erreichen wir Contamina im Abendrot der Sonne.



Samstag, 22. August 2015

Die Fahrt in das Land des Amazonas

Seit dem Aufbruch von Arequipa bin ich mit Jessica aus Chile unterwegs. In "unendichen Stunden" kommen die Busse von einem Ort zum anderen. Erst ging es bis Lima. Von Lima weiter bis Pucallpa. Leider sind die Busafahrten sehr anstrengend, sehr heiss, und meistens laufen - ohne Unterbrechung Filme von Gewalt und "Sinnlosigkeit". Im ersten Bus war es besonders schlimm. Da liefen alle Filme gleich dreimal. Der zweite Film zeigte haeusliche Gewalt, einen Mann, der seine Frau schlug. Und diesen Film mussten wir nachst dreimal sehen. Schrecklich! Da ist an einen ruhigen Schlaf nicht zu denken.
Die letzten Stunden bis Pucallpa, dass schon im Amazonastieflang gelegen ist, ging es durch Herrliche Waelder, aber auch viele abgeholzten Flaechen, die jetzt fuer Rinder oder Plantagen genutzt werden. Der Wald stellt nur noch einen gewissen teil der Flaeche dar, durch die wir fuhren.
Von Pucallpa aus besuchten wir ein Dorf der Shipibos. Die Haeuser sind aus Holz. Das Dach aus Palmenblaettern. Die Haeuser stehen auf Stelzen. Das ist ein Schutz vor Tieren und dem Wasser in der Regenzeit. Doch die Kultur der Shipibos ist sehr zurueckgedraengt wurden. Auch dort hat die Missionierung viel zerstoert. Die Menschen tragen auch nicht mehr ihre althergebrachten Kleidungen.
Von Pucallpa aus ging es dann weiter auf dem Fluss Ucayali auf einem Frachtschiff. Da sehr viel Ziegelsteine, Huehner und Bierkaesten verladen wurde, konnte das Schiff erst fuenf Stunden spaeter ablegen. Der Hafen ist so eng, dass immer nur ein Lastkraftwagen in die Naehe des Schiffes fahren kann. Dann muss alles mit Traegern beladen werden. Das dauert natuerlich sehr lange.
Doch die Fahrt ist ein grosses Erlebnis. Eng gedraengt liegen die Mitfahrenden Peruaner in Haengematten im ersten und zweiten Stock des Frachtschiffes. Man hat viel Zeit sich kennen zu lernen, tauscht sich aus, macht sich kleine Geschenke und immer wieder mal gibt es ein kleines Schlaefchen. 16 Stunden sind wir auf der Faehre bis Cotamana unterwegs.
Neben uns sind viele Huehner untergebracht. Die unterhalten sich natuerlich auch in ihrer ganz eigenen Sprache. Die Toiletten sind nicht zu empfehlen. Da scheint gerade die Regenzeit eingesetzt zu haben. Die kleinen Jungs haben es einfach. Sie "machen" einfach uebers Gelaender.
Am naechsten Tag geht die Sonne ueber dem Fluss auf. Dieser Fluss hat schon riesige Dimensionen. Dann tauchen immer wieder schoene Passagen von Urwaeldern auf, dann wieder Plantagen und kleine Doerfer mit Holzpfahlhaeusern. Wir erreichen am Mittag Cotamana. Auf den Urwald, die Tiere, die Pflanzen, die Menschen und ihre Doerfer bin ich schon sehr gespannt. Darueber berichte ich euch beim naechsten Mal.

Mittwoch, 19. August 2015

Die Fahne



Entdeckungslust und Trauer

Auch es ist wieder schoen zu reisen
zu fahren
zu entdecken
zu treiben
die Tage locken
in die Ferne
das Unbekannte
die kleinen Pfade
hinter den groesseren Pfaden
da ganz ploetzlich
tauchen
wundersame Dinge auf
fantastische Welten
und doch
es bleibt auch Trauer
mir fehlen
die Kinder
das Rufen
das Lachen
und all ihre Dummheiten
mir fehlen
ihre dreckigen Gesichter
die riesigen Augen
ihre Unbeschwertheit
sicher wird es mich
auch wieder zu ihnen treiben.