Freitag, 29. April 2016

Zwischen Himmel und Hölle

Heute beginnt mein zweiter Tag an der evangelikalen Schule, am Colegio Cristiano. Schon zeitig fahre ich mit einem kleinen Schulbus ins elf Kilometer entfernte evangelikale Zentrum, wo sich auch die Grundschule befindet.
In einem großen, kalten und unfreundlichen Saal finden sich nach und nach die Kinder ein. An Holztischen gibt es ein "Frühstück" : trockenes Weißbrot und ein Getränk. Nach dem Essen werden die Tische zur Seite gestellt. Nun müssen sich die Schüler militärisch geordnet aufstellen. Ein Appell findet statt. Am Ende werden die Klassen nacheinander aufgefordert, in ihre Räume zu gehen.
Doch zu welcher Klasse soll ich gehen?  Welcher Klasse bin ich zugeordnet? Niemand scheint auf meinen Hilfsdienst vorbereitet zu sein. Ich warte und erlebe auch unter den Lehrerinnen eine merkwürdige Unschlüssigkeit.
Eine Lehrerin nimmt sich meiner an. Sie heißt Lidia. In ihre Klasse darf ich kommen. Schön. Der Anfang ist getan. Am Anfang werde ich vor der Klasse nach meiner Reise und Deutschland befragt. Dann werde ich gebeten, mich in die hinterste Bankreihe zu setzen. Nun erzählt Lidia sehr bildhaft eine biblische Geschichte. Die Kinder hören gebannt zu. Zum Teil kann ich sie auch verstehen. Nach der Geschichte werde ich von Lidia plötzlich gefragt, ob ich auch Jesus im Herzen hätte. Das geschieht auf eine so eindringliche Art und Weise, dass ich ihr nur zustimmen kann, ich sage ihr nach, dass ich Jesus im Herzen habe. Sie merkt sicher, daß ich darin ungeübt bin. Weiter bekomme ich mit, dass Lidia nun aufzählt, wer in den Himmel kommt oder wer in der Hölle landet. Die Schüler antworten ihr im Chor. Sie antworten gebetsmühlenartig. Sicher endet jede Geschichte damit, dass darüber gesprochen wird, wer im Himmel oder in der Hölle landet. Die Antworten der Kinder sind eintrainiert. Sie wissen genau, wie sich ein gutes Kind zu verhalten hat, und welches Kind böse ist, also in die Hölle kommt. Nun wendet sich die Lehrerin Lidia wieder an mich. Sie nennt ein Beispiel. Ich habe es nicht ganz verstanden. Jemand soll in den Himmel oder in die Hölle. Ihr Druck ist so groß,  dass ich antworten muss. Nun in die Hölle will ich keinen verbannen. So sage ich nach einigem Zögern: Himmel. Lidia ist entsetzt. Sicher habe ich eben ein "böses" Kind in den Himmel befördert. Schnell beginnt sie die Schüler erneut zu befragen. Ergeben antworten ihr die Schüler.  Erst jetzt findet der Böse seinen richtigen Platz in der Hölle.
Lidia versucht ihre Situation zu retten, indem sie den Kindern erklärt,  ich sei eben ein Ausländer,  könnte es nicht richtig wissen.
Nach dieser ersten Stunde lande ich wieder im Saal, wo jetzt eine Sportstunde stattfindet.  Ich beobachte das Geschehen, als plötzlich wieder Lidia auftaucht. Sie sagt, dass ich zur Sekundarschule trampen solle, da heute die  Direktorin der Grundschule nicht im Haus sei.
So trampe ich zurück nach Pehuenia. Dort melde ich mich bei der Direktorin. Norma ist für diese zweite Schule verantwortlich. Sie wundert sich natürlich, dass ich plötzlich in der Sekundarschule erscheine. Nach einer Stunde ergeben sich nocheinmal Hospitationsstunden. Dann bestellt sie mich für um drei wieder in die Schule. Nun ist Natanael Bongarrá- Pastor, Geschäftsführer und der Mann von Norma - wieder im Haus. Diesmal erklärt er mir, dass ich doch kein Volontariat an der Schule machen könnte. Traurig und auch ratlos kehre ich heim, Lande wieder im Haus von Ariel.
Am Abend wie auch in den kommenden Tagen zerbreche ich mir den Kopf darüber, was plötzlich geschehen war, was zu dieser Wende geführt hatte. Hatte ich in der Prüfungsstunde bei Lehrerin Lidia, nicht die richtigen Antworten gegeben. Hatte sie gemerkt, dass ich kein Insider bin? Oder hatte es sich die Schulleiterung einfach anders überlegt. In Südamerika kann es vorkommen, dass sehr schnell ja gesagt wird, was dann wieder zurückgenommen wird. Oder war es die verzwickte Situation. Ich kam in die Grundschule, die Direktorin an diesem Tag nicht im Hause. So übernahm eine besonders evangelikale Frau den Fall. Später merkte sie, dass ich nicht in ihr System passe. Daraufhin schickte sie mich wieder weg. Die andere Schule wunderte sich sicher. Womöglich berichtete Lidia sie noch etwas über mich... Den wahren Grund meiner nachträglichen Ablehnung werde ich sicher nie erfahren. Womöglich entschied ich mich falsch zwischen Himmel und Hölle. In gewisser Weise hatte ja mein Volontariat an der evangelikalen Schule auch einen etwas gewagten Zug an sich.

Der Zauber der Araukarie

Immer wieder zog sie mich
in ihren Bann
Ihre einzigartige Gestalt
Die Äste erinnern an
riesige Arme, Schlangen
Ihr Laub ist wie die
Haut von Reptilien
Ein Baum - wie aus einer
anderen Welt

Zwischen Chile und Argentinien wanderte ich durch diese Weite.
Die Äste gleichen Riesenarmen.
Gegen die Sonne wie gegen die Wolken erschienen mir diese Araukarien. eG
Aus diesen Zapfen bergen die begehrten piñones. 
Wieder eile ich über die Hochebene ins benachbarte Land, im Zauber der Araukarien.

Donnerstag, 28. April 2016

Evangelikales Zentrum

Elf Kilometer von Pehuenia entfernt gibt es ein evangelikales Zentrum. Dorthin fuhren wir am Sonntag zum Gottesdienst.
Ich war beeindruckt von der Offenheit und Freundlichkeit der Leute. Bei Kaffee und Kuchen kam es zu vielen aufgeschlossenen Gesprächen.
Der Gottesdienst war geprägt von viel Lobgesang und der langen Predigt von dem Paster Nathaniel Bongarrá. Auch danach fühlte ich mich wohl, hervorgerufen durch die Harmonie und Offenheit, die ich dort erlebt hatte.
Es wuchs der Wunsch in mir, an der Schule des Zentrums (Colegio Cristiano) als Freiwilliger zu arbeiten. So fragte ich den Paster, der zugleich der Chef der Schule ist. Er war sogleich einverstanden und bat mich für den nächsten Tag in die Schule. So gab es am Montag ein Vorstellungsgespräch. Es wurde vereinbart, dass ich am Dienstag bei den älteren Schülern in Pehuenia hospitieren werde. Ab Mittwoch werde ich dann als Freiwilliger in der Grundschule in den einzelnen Klassen mithelfen.
So machte ich mich am Dienstag auf zur Sekundarschule des Colegio Cristiano, die sich direkt in Pehuenia befindet.
Doch der Unterricht, den ich erlebte, erinnerte mich eher an meine eigene Schulzeit. Er war in kleiner Weise modern. Einen Methodenwechsel erlebte ich kaum. Ein Lehrer diktierte zwei Stunden hintereinander. Ein anderer Lehrer verteilte, nachdem sich der anfängliche Lärm gelegt hatte, nur Aufgaben, die eine große Überforderung darstellten. Die Schüler sollten viele Seiten zum Mittelalter in Europa lesen, sich dazu Stichpunkte machen. Ich fühlte quasi die Ausweglosigkeit der Unternehmung. So sehr mich der Gottesdienst begeistert hatte, so ermüdete mich der erlebte Unterricht.
Ich fühlte mich hilflos, versetzt mich in die Lage der Schüler, dachte mich zurück in meine frühere Schulzeit. Ich sah mich wieder in den Stuhlreihen der Pretzschendorfer Schule hinter einem aufgeschlagenen Lehrbuch verschwinden. Wollte hinter dem Buch so klein wie möglich sein, um janicht vom Lehrer aufgerufen zu werden. Wurde kleiner und kleiner bis ich fast verschwand. Erst das Pausenzeichen holte mich ins Jetzt zurück.

Montag, 25. April 2016

Ein Denkmal für Ariel und Emma

Ich stifte ein Denkmal für Ariel und Emma.
Bei ihnen kam ich unter, konnte eine Weile bei ihnen wohnen. Mit ihnen erlebte ich eine fantastische Inselumrundung und vieles mehr.
Ich danke für ein paar lustige und erlebnisreiche Tage.




Sonntag, 24. April 2016

Die Zapfensammler

Die erste Nacht in Argentinien schlafe ich in meinem Zelt neben einer Kreuzung. Ein kleiner Schutz stellen der Wohnwagen sowie der Wasserwagen des Wasserwagenfahrers  dar. Doch die Nacht ist eisig und ich schlafe unruhig.
Nun hoffe ich, dass ich am nächsten Tag einen besseren Übernachtungsplatz finde.
Zuerst frage ich eine Eisverkäuferin. Doch sie zeigt mir ein Waldstück, welches mir etwas heikel vorkommt. Dann hoffe ich, dass ich bei einem Mapuche mein Zelt aufbauen kann. Er schickt mich weiter. Ich komme an einem See vorbei. Unter einer Araukarie raschelt es. Später erkenne ich einen Mann und eine Frau. Wieder erkundige ich mich nach einem Platz für mein Zelt.
Die Leute sind Zapfensammler. Sie sammeln Zapfen der Araukarien, um sie später zu verkaufen. Die Samen: " piñones" kommen eine Stunde in kochendes Wasser und können dann gegessen werden. Es schmeckt lecker und ist außerdem sehr gesund. Die piñones werden von Touristen aber auch in anderen Städten gerne und für "gutes Geld" gekauft.
Die Zapfensammler wollen mir helfen. Sie gehen ein Stück mit mir und zeigen mir einen Platz. Ich erfahre, dass sie Ariel und Emma heißen. Kurz bevor sie mit ihrem Auto starten, ruft mich Ariel zurück. Ich solle ins Auto einsteigen und mitkommen. Sie nehmen mich mit in Ariels Wohnung. Ich darf in einem Haus schlafen. Bekomme sogar eine Matratze. Erst werde ich für eine Nacht aufgenommen. Und es werden immer mehr Tage werden, in denen ich bei Ariel zu Gast sein werde.
Einmal fahren Emma und Ariel in die Stadt. Sie ziehen los mit verpackten Tüten mit piñones. Sie kommen in der Nacht wieder und konnten zum Glück viele piñones verkaufen.
Ich schlafe viele Nächte gut und fest beim Zapfensammler Ariel. Es wird Zeit, dass ich ihm einmal schreibe.

Siedlung der Mapuche

Nach dieser "ungesunden" Tramper erreiche ich Icalma. Das ist ein kleiner Ort, gelegen an einem herrlichen See. Im Sommer  zieht es viele Urlauber in diese zauberhafte wie auch abgelegene Gegend.
Hier überschreite ich die Grenze. Gleich hinter dem chilenischen Grenzhaus passiere ich eine kleine Siedlung der Mapuche. Davon werde ich euch ein paar Fotos zeigen.
Weiter geht mein Weg durch das Hochland. Vorbei an prächtigen Araucarien gelange ich nach ca. sieben Kilometern zum argentinischen Grenzhaus.


Mittwoch, 20. April 2016

Ungesundes Trampen

Die Grenze von Liucura wollte mich nicht haben. So bog ich ab nach Icalma, wo es eine sehr viel kleinere Grenze geben sollte. So beschloss ich wieder zu trampen. Es wurde eine Fahrt durch ein faszinierendes Hochtal. Mehrmals passierten wir Siedlungen der Mapuche. In diesen kleinen Ortschaften standen zumeist uralte Araukarien, was diesen Lebensräumen einen besonderen Zauber verlieh.
Der Pick up raste dahin. Ich hielt mich zwischen einer Schubkarre und meinem Rucksack fest. Der eisige Wind brauste vorbei. Um so kälter mir wurde, um so mehr kauerte ich mich auf den Boden, zog mir die grüne Mütze sowie die Kapuze tief ins Gesicht. Ich kam schnell voran, doch sehr gesund mag diese Überfahrt sicher nicht gewesen sein.

Hinter den Büschen

Auf einmal waren sie vor mir
Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter
Ein Stück liefen wir gemeinsam
auf der verstaubten Piste.
Wir schwiegen und wir lachten.
Es wurde wenig erzählt.
Plötzlich verschwanden
sie wieder, die Frau mit ihrer
kleinen Tochter.
Der Pfad verschwand zwischen
Büschen in der weiten
Hochebene. Sicher mussten
sie noch weit laufen bis zu
ihrer lehmigen Hütte
irgendwo hinter den
Büschen.
Langsam setze ich mich wieder
in Bewegung auf der
staubigen Piste. Mein
Wanderstab gab den Takt vor.

Montag, 18. April 2016

"Teestunden"



Bei diesem Arbeiter durfte ich mitfahren. Er brachte ein Gestell zu einem Schäfer. 
Beim Trampen kamen diese Mädchen vorbei.
Bei diesem Bauern durfte ich mein Zelt auf der Weide aufstellen.
Im Gebiet der Araucanía hatte ich immer wieder mal liebevolle Begegnungen, mal kurz, mal länger,  mal für ein Gespräch oder einen gemeinsamen Weg. Ein paar "Teesrunden" erlebte ich. Einige Menschen möchte ich euch kurz vorstellen.
Diese Schülerinnen traf ich in Lonquimay.
Zwei Mapuche, eine Mutter mit ihrer Tochter, wanderten zu ihrem abgelegenen Hof in den Bergen.




Das silberne Zelt erzählt

Das silberne Zelt erzählt von der Tankstelle, der Weide sowie dem Wasserwagenfahrer:
"Nun bin ich das neue Zelt von Stephan. Da sein grünes Zelt - so erzählte er mir - in Kolumbien geblieben ist, hat er mich gekauft. Ich bin ein kleines, silbernes Zelt. Ich glaube, dass ich ein recht schönes Zelt bin. Ich bin ja auch silbern. Dreimal erwachte ich bisher zum Leben.
Das erste Mal wurde ich in einer schrecklichen Regennacht in einer Tankstelle aufgebaut. Für mich war es eine interessante Nacht. Immer wieder tauchten Autos auf. Der alte Tankwart kam und füllte Benzin in den Tank. Hin und wieder tauchten Straßenhunde auf, verzogen sich aber wieder, als der Tankwart auftauchte. Da ich in einer Werkstatt aufgebaut war,  gab es kaum Wind. Auch war es recht trocken. Nur der Boden klebte an mir. Ich glaube, dass es Motorenöl  gewesen sein muss.
Eine Nacht später wurde ich auf einer Weide unter einer Pappel aufgebaut. Ein frischer Wind kühlte meine silberne Haut. Am Abend kam ich mit ein paar Schafen und Truthähnen in Kontakt. Doch sie trauten sich nicht zu nah zu mir. Wahrscheinlich hatten sie etwas Angst vor mir. Die Pferde und ein kleines Schwein dagegen erschienen mir am nächsten Morgen mutiger zu sein. In der Nacht schnarchte Stephan in mir. Am Anfang störte es mich, doch später dachte ich, dass es auch ganz gut für mich ist, so denken die Tiere der Nacht, ich sei ein recht gefährliches Tier. Ein Tier, welches solche Laute gibt, muss sehr gefährlich sein. Manchmal schaute der Bauer, dem die Weide gehört, zu mir. Auch er getraute sich nicht in meine Nähe. Vielleicht hatte er auch Angst vor mir.
Die dritte Nacht wurde ich neben einem Bauwagen an einer abgelegenen Kreuzung aufgebaut. In dem Bauwagen wohnte ein Wasserwagenfahrer, der tagsüber bei Straßenbauarbeiten Wasser spritzt. Hinter dem Bauwagen lag recht viel Müll, denn alles, was der Wasserwagenfahrer nicht braucht, fliegt durch die offene Tür. Als der Müll be Seite geschoben war, konnte ich  errichtet werden. In der Nacht schien es recht kalt zu sein. Stephan deckte sich mit allen Sachen, die er in seinem dicken Rucksack hatte, zu. Immer wieder drehte er sich und sortierte die Decken und Pullover an den kälteren Stellen. Am nächsten Morgen brauchte er lange, um munter zu werden. Erst die Sonne gab ihm eine gewisse Schnelligkeit zurück.
Meine Haut ist so gut, dass ich nichts hindurch lasse. So kann aber auch die Feuchtigkeit nicht aus mir heraus. Ich freue mich jeden Morgen, denn dann regnet es auf Stephan herab. Sein eigene abgegebene Feuchtigkeit regnet auf ihn hinab. Das ist dann eben seine Morgendliche.
Jetzt liege und schlafe ich im roten Rucksack und warte auf das nächste Abenteuer. "

Nebelbäume






Mittwoch, 13. April 2016

Zapadores erreiche ich nie

Am naechsten Tag will ich nun endlich trampen. Zeitig hat mich der Tankstellenwart geweckt, damit ich noch vor dem Auftauchen des Chefs verschwunden bin. Er zeigt mir noch die Richtung, wo ich einen Kaffee bekommen kann. So nehme ich an einem kleinen Stand Kaffee mit viel Zucker zu mir. Ein paar Gemuesehaendler schenken mir eine Banane.
Dann mache ich mich auf zum Busterminal. Ich will nicht wieder, wie gestern schon, in der Stadt haengen bleiben. Normalerweise ist es recht muehsam in einer Stadt los zu trampen. So entscheide ich mich, ein Stueck mit dem Bus in meine Richtung zu fahren. Ich loese einen Fahrschein nach Zapadores. Dieser Name gefaellt mir. Es klingt es schoen wie Schuhe: zapatos, aber auch wie Schuhmacher: zapateros. Mit der Zeit bekomme ich Lust diesen Ort zu sehen. Wohnen dort etwa viele Schuhmacher? Oder gibt es dort besonders viele Schuhe? Ich moechte herausfinden, was es mit diesem Ort auf sich hat.
Irgendwann haelt der Bus. Ich werde herausgesetzt. Doch ringsum ist kein Ort zu erkennen. Der Busbegleiter zeigt mir noch, wo der Weg abgeht. So beginne ich meine Wanderung nach Zapadores. Zuerst passiere ich ein paar kleine Bauernhoefe. Dann lasse ich einige Kuhweiden hinter mir zurueck. Der Rucksack drueckt wieder auf meinem Ruecken. Mehrmals muss ich ihn absetzen. In den Wiesen steigt der Nebel auf. Zauberhafte Nebelbaeume umgeben mich. Es wird dunkler, da ich kurze Zeit spaeter durch urspruengliche Waelder laufe. Es geht auf und ab. Wieder muss ich den rucksack absetzen. Schaetzungsweise bin ich nun schon acht Kilometer Richtung Zapatores gelaufen. Nichts weist darauf hin, dass ich bald dieses Dorf erreichen werde.
Doch die Zeit draengt. Ich muss Argentinien erreichen, um zu rechten Zeit Chile zu verlassen. Ich bin hin und hergerissen. Einerseits muss ich recht schnell die chilenische Grenze erreichen, zum anderen ruft Zapadores nach mir. Ich laufe weiter. Der Wald wird noch dichter. Der Ruecken schmerzt. Wieder mache ich eine Pause. Wieder ringe ich mit mir. Ab und zu kommt ein Fahrzeug in die Gegenrichtung. Doch nichts bewegt sich Richtung Zapadores. Die Zeit vergeht. Ich werde immer unruhiger.
Wieder kommt ein Pick up in die Gegenrichtung. Schnell entschlossen drehe ich mich um, und halte die Hand heraus. Ich trampe in die Gegenrichtung. Das Auto haelt und nimmt mich mit. Traurig gebe ich meinen Plan auf Zapadores zu erkunden. Ein Traum fliegt dahin. Zapadores erreiche ich nie.

Dienstag, 12. April 2016

Die Tankstelle

An meinem ersten Reisetag verbringe ich viel Zeit in Puren und spaeter in Victoria. Der Tag vergeht, ohne dass ich es merke.
Nachmittags fuehrt mich ein junger man zu einer Stelle, wo man gut trampen kann. Kein Auto haelt. Hin und wieder ueberlege ich einen Bus zu nehmen. Den ersten Bus verpasse ich, der zweite Bus ist uebervoll - nimmt niemenden mehr mit - und als spaeter der dritte Bus vorbeikommt, sitze ich gerade in einer Kirche beim Lobgesang. Doch vorher beginnt es zu regnen. Ein paar Stunden versuche ich im Regen zu trampen. Kein Auto haelt. Gegen um acht gebe ich auf, rette mich in eine kleine freikirchliche Gemeinde, die durch ihren lauten Gesang mich in ihre Gemeinde locken.
Der Gottesdienst verrinnt. Danach stehe ich wieder im Regen. Zwei Maenner versuchen mir zu helfen. Doch ihre Anrufe erbringen auch keine Loesung. Spaeter stoppen sie ein Auto fuer mich. Dieses nimmt mich mit in die Innenstadt. Erst suchen sie eine Stelle fuer mein Zelt. Dann stoppen sie bei der Polizei, die auch nicht helfen kann. Letztendlich laden sie mich bei einer Tankstelle ab.
Neben der Tankstelle gibt es zwei leerstehende Werkstattraeume. Sie sind offen und vom Tankstellenwart einsehbar. In einem der leeren Raeume darf ich mein Zelt austellen. So bin ich gegen den starken Regen geschuetzt, habe ausserdem einen naechtlichen Schutz durch den Tankstellenwart. Ich schlafe den Umstaenden entsprechend gut.

Montag, 11. April 2016

Terminal Puren

Ich bin wieder auf Reisen. Jetzt geht es nach Argentinien. Auf meiner Reise komme ich durch Puren. Besonders fasziniert mich das Terminal der Busse.






Voluntariate - meine Erfahrungen

Bisher habe ich in fuenf Laendern Voluntariate absolviert. Meine Erfahrungen auf den einzelnen Voluntariatsstellen sind sehr unterschiedlich. Darueber moechte ich heute kurz berichten.
Ueberaus wichtig finde ich Voluntariate in Gebieten, wo Menschen in Not leben. Da konnte ich zweimal Kindern helfen, einmal in einem Fluechlingslager in Kroatien und letztes Jahr in einem Armenviertel in Arequipa (Peru). Bald moechte ich nach Arequipa zurueckkehren, um nochmals eine Weile mit den Kindern zu arbeiten.
Auch finde ich Voluntariate auf Biohoefen sehr wichtig und sinnvoll. Die Biohoefe kommen wirtschaftlich meist kaum ueber "die Runden". So finde ich, ist es recht gut zu helfen. Ueber die Organistation Wwoofing konnte ich in Neuseeland einen Schaf-, einen Kuhhof sowie einen oekologischen Garten kennenlernen. Da kann einem kleinen Betrieb etwas geholfen werden. Das einfache Leben an diesen Orten beeindruckte mich ausserdem.
Schwierig finde ich ein Voluntariat bei "gut laufende Betriebe". Dort ist Geld vorhanden. So koennte meiner Ansicht nach auch fuer die getane Arbeit bezahlt werden. In Bolivien erlebte ich auf einem Biohof, dass viel zu viele Stunden gearbeitet werden musste, ohne dafuer einen Ausgleich zu erhalten. Dies fuehrte zu Unzufriedenheit. Auch gab es für mich Probleme, als ich im Kinderheim: "Casa Verde" arbeitete. Das Bezahlungssystem war so ungerecht, wie ich es in Südamerika kennengelernt habe. Die normalen Arbeiter im Heim kamen mit ihrem Lohn kam durch. Der Präsident lebte natürlich in ganz "anderen" Verhältnissen.

Samstag, 9. April 2016

Meine Aufgaben im Reich des Mapuche

Dieses Haus erhaelt einen gruenen Fabanstrich, die Rahmen werden braun.
Gegenüber entsteht eine Naturhecke. 
Dieser Efeubaum bekommt eine neue Gestalt.
Äpfel werden aufgelesen und zu Saft verarbeitet.
Einmal wird ein Huhn geschlachtet. Es gibt einen wohlschmeckenden Braten.

Manchmal bin ich meine Oma

Dann stehe ich ganz zeitig auf.
Mache mich mit einer Hacke
oder Schere auf den Weg.
Dann bin ich beseelt
von der Gartenarbeit.
Schneide Hecken,
oder lege Beete an.
Dann treibt es mich zur
Arbeit. Es erfuellt
mich, wie sich der Garten
aendert, auch wie
es waechst.
Dann bin ich ein Teil
des Gartens,
bin Oma
und auch ich.

Mittwoch, 6. April 2016

Die Vielfalt der Moeglichkeiten

Nun schon seit ein paar Wochen arbeite und lebe ich hier bei Manuel, einem Mapuche.
Rund um seinen Obst- und Gemuesegarten gibt es viel zu tun. So war ich in Tagen damit beschaeftigt ein Haus gruen zu streichen. Spaeter kamen die Rahmen, die einen braunen farbton erhielten, dran.
Besonders viel Spass hatte ich daran, Buesche und Baeume zu schneiden. So gab ich einem Efeubaum und einigen anderen Bueschen eine neue Gestalt.
An einem Samstag kamen Bekannte aus der Gegend. Zusammen sammelten wir Unmengen von Aepfeln auf und verstauten sie in grossen Saecken. Aus einer kleineren menge pressten wir einen roetlichen Apfelsaft.
An anderen Tagen waren wir damit beschaeftigt, Ecken, die besonders verwachsen waren, zu saeubern und ihnen wieder eine neue Struktur zu geben.
Fuer mich waren besonders zwei Tage eindruecklich, wo wir quasi Vulkane kuenstlich errichteten. Wie schon an anderer Stelle beschrieben, kamen je drei Schichten uebereinander: Komposterde, Stroh wie auch Huehnermist. In die Mitte der entstandenen Huegel wurden Schlotte eingelassen, damit das Gas abziehen kann.
Es gibt auf dem Hof eine riesige Vielfalt an Moeglichkeiten. Immer wieder finden sich spannende Aufgaben. Und abends bin ich froh darueber, was ich geschafft habe. Dann warte ich schon auf den naechsten Tag, um mir aus der Vielfalt der Moeglichkeiten eine Aufgabe zu suchen. Erschoepft, aber zufrieden, schlafe ich ein.


Dienstag, 5. April 2016

Hungerlohn

Letztens brachte mich Manuel zu einem Hotelbesitzer. Dort sollte ich dieMoeglichkeit bekommen, fuer ein paar Tage Geld zu verdienen.
Nach langem Warten erschien der Hotelbesitzer. Das Geld broeckelte nur so von ihm, seinem Hotel und allem, was ihn umgab. Zuerst berichtete er, dass er eine Europareise plane, er erzaehlte von den ausgefallenen Stationen seiner Reise.
Spaeter zeigte er mir den Hotelgarten, den ich zwei Tage betreuen und pflegen duerfte. Ich freute mich ueber das Angebot. Viele interessate Aufgaben gab es zu erledigen. Doch dann kam die Frage, wieviel Geld ich verdienen wuerde. Ich erschrag. Das Angebot war so gering, das ich am Ende nicht zusagen konnte. So blieb ich auch die naechsten Tage Volunaer in dem Ort der Mapuche.
Doch die Armen koennen nicht abschlagen. Sie muessen solch einen laecherlichen Verdienst annehmen. Der reiche Hotelbesitzer lachte nur dazu. Die Gegensaetze sind - so scheint mir - unueberwindbar.

Montag, 4. April 2016

Ueber das Voluntariat

Ein Voluntariat ist ein Freiwilligendienst.
Es ist moeglich bei Hilfsorganisationen, in einem Kinderheim, in einem Nationalpark, auf oekoloischen Bauernhoefen oder bei anderen Projekten zu arbeiten.
Meist geht es darum ein Projekt zu unterstuetzen, wo dringend Hilfe gebraucht wird, aber kaum Geld vorhanden ist.
Normalerweise wird dafuer gesorgt, dass man Verpflegung wie einen einfachen Schlafplatz bekommt. Auch kommt es vor, dass sich die Organistaionen ein paar nette Dinge, wie zum Beispiel einen gemainsamen Ausflug ueberlegen.
In der Regel arbeitet man weniger als acht Stunden. So ist genuegend Zeit gegeben, den Ort und die Gegend ringsum zu erkunden. Stueck fuer Stueck kann das Umfeld erkundet werden. Anderseits bleibt genuegend Raum, um Leute vor Ort kennen zu lernen.
Auf diese Weise bin ich schon einige Orte und Gegenden - wie auch ihre Leute - intensiv begegnet.