Montag, 30. März 2015

Der Backenzahn des Teufels

Hoch ueber der Stadt La Paz befindet sich der Backenzahn des Teufels. Das ist ein Felsen, der wie ein riesiger Backenzahn aussieht.
Volker und ich machten uns dahin zu einer Wanderung auf. Wir mussten ueber viele Strassenwindungen hinweg einen Pass ueberschreiten. Dann waren wir ploetzlich in einer abgeschiedenen Welt. Wir durchstreiften ein kleines Dorf, wo die Schweine, Kuehe und Hunde nur so herum liefen. Spaeter beherrscht er das Geschehen: der Backenzahn des Teufels.
Doch der Backenzahn des Teufels war bruechig und teilzerstoert. Nun fragten wir uns, was es mit diesem Zahn auf sich hat. Putzte sich der Teufel etwa nur selten die Zaehne, dass sein Zahn so schlimm aussah. Oder hatte der Teufel womoeglich eine Zahnkrankheit. Zum anderen sagten wir uns, dass dies ja auch typisch Teufel sei, sich nur selten oder nie die Zaehne zu putzen.
Nun heisst die tiefer gelegene Stadt: La Paz, zu deutsch: Der Frieden. Doch was passiert mit einer Stadt, die der Frieden heisst, wenn in unmittelbarer Naehe der Backenzahn des Teufels ueber ihr wacht. Dann ist doch hoechstwahrscheinlich der Teufel selbst auch nicht weit, vielleicht in der Erde, aber ganz bestimmt ganz in der Naehe. Nun da hat der Teufel reichlich Zeit seine teuflichen Plaene in die Tat umzusetzen.
So erklaert sich dann auch, dass es in La Paz auch recht teuflich zugehen kann. Diese Stadt ist leider kein bischen friedlicher, als andere Staedte. Es ist fast eine ganz normale Stadt. Es ist aber auch eine Stadt mit riesigen Gegensaetzen. Die himmlischen und teuflichen Kraefte scheinen eben immer noch gegeneinander zu kaempfen.

Im Hintergrund seht ihr den Zahn des Teufels.

Zweisamkeit


Zehn Portraits aus Bolivien



Ein Bus gewinnt den Schoenheitswettbewerb

Er ist alt.
Er ist langsam.
Er ist rumpelig.

Und doch.

Er ist einzigartig.
Er leuchtet.
Er ist unuebertroffen.

Der Bus gewinnt den
Schoenheitswettbewerb.




Samstag, 28. März 2015

Armenviertel aus der Luft

In La Paz gibt es eine hoechst moderne Schwebebahn. Mit ihr schwebt man ueber ganz unterschiedliche Stadtviertel, Viertel mit Villen, Viertel des Mittelstandes, aber auch ueber Armenviertel. Wir sahen diese riesigen Gegensaetze.
Ich zeige euch Bilder aus den aermeren Vierteln, die euch einen kleinen Eindruck ueber das Leben dort geben.







Samstag, 21. März 2015

El Alto

Oberhalb von La Paz auf der Hochebene liegt eine riesige Stadt. Dort wohnen eher die aermeren Menschen aus dem Hochland. Viele Reisefuehrer warnen davor, diese Stadt zu besuchen. Andere Reisefuehrer erwaehnen diese Stadt garnicht.
Wir waren in El Alto und erlebten dort viele herzliche und aufgeschlossene Menschen. Oft sind die Staedte und Doerfer, die nicht in Reisefuehrern erwaehnt werden, oder vor denen gewarnt wird, viel interessanter, mit herzlichen Menschen und unerwarteten Geschichten.

Angst im Zelt

Es ist der 15. März, der zweite Wandertag auf dem Inkaweg Takesi: "Camino Takesi".
Recht zeitig für unsere Verhältnisse brechen wir auf. Ganz langsam schleppen wir uns Richtung Passhöhe. Ein Mann, der eben noch weit entfernt schien, hat uns im Eiltempo überholt. Sicher ist er erstaunt über unsere Langsamkeit.
Über die Gesteine am Wegesrand springen lustige Wesen. Sie sehen aus wie sehr groß geratene Chinchillas. Später erfahre ich, dass es sich bei diese lustigen und springenden Wesen um Viscachas handelt.
Nach dem Pass geht es hinab über grüne Hochtäler. Auf geflasterten Wegen ziehen wir durch eine fast unwirkliche Welt. Wir steigen tiefer, von einer Etage zur nächsten Etage. Das Grün der Wiesen verändert sich ganz langsam. Mit jeder weiteren Etage scheint es etwas grüner zu werden. Hin und wieder tauchen Lamaherden auf. Sie zeugen davon, dass wir uns noch in dieser Welt befinden.
Langsam vergeht der Tag. Am Nachmittag durchstreifen wir Takesi, ein malerisch gelegener Ort, fern von jeder Zivilisation: Steinhäuser, umherstreifende Tiere und unendliche Ruhe. Wir ziehen weiter. Lassen den zauberhaften Ort hinter uns liegen. Es tauchen Sträucher auf und später auch Bäume. Wir werden kleiner und neben uns wächst der Wald. Und mit dem Laufen werden wir immer müder. Irgendwann sind wir so müde, dass wir in einer kleinen Waldnische mein Zelt aufbauen, uns hinlegen und einschlafen.
Die Nacht überrascht uns mit einem gewaltigen Gewitter: grelles Licht, heftige Donner und ein ernstzunehmender Regen. Volker überprüft die Lage außerhalb. Beunruhigt kommt er zurück. Der Fluss würde anschwellen. Auch ich sehe mir unseren wildgewordenen Nachbarn an. Mit so einem Nachbarn ist nicht zu spaßen. So beschließen wir - nach längerer Diskussion - mein Zelt zu einer höhergelegenen Stelle zu tragen. Da sich in dieser Nacht auch der Inkaweg zu einem Fluss verwandelt hat, findet der Zelttransport auf einem Flussbett statt. Nach dieser nächtlichen Aktion liegen wir an anderer Stelle, recht feucht geworden, auf einer steinigen geneigten Ebene. Trotzdem kehrt der Schlaf zurück.
Am nächsten Tag geht es weiter. Teilweise schwimmt der Inkaweg. Es ist ja auch Regenzeit. So wird uns klar,  warum außer uns keine anderen Wanderer hier unterwegs sind. Sie wissen, wie wässrig diese Regen sein können.
Später gilt es einen weiteren Fluss zu überqueren. Wir suchen nach einer Alternative. Dabei landen wir in einem sumpfigen Gebiet. Es ist unheimlich. Was mögen hier für Tiere auf uns warten. Wir kehren um. Doch eine Liane hält mich fast. Ich bekomme Wut. Doch die Liane ist stärker als ich. Mir gelingt die Befreiung nur in Ruhe und liebevoll. Ich setze den Rucksack ab und löse, die mich umarmende.
Immer noch stellt sich uns die Aufgabe, den strömenden Fluss zu überqueren. In großen Sprüngen müssen wir über Steine springen. Ich muss mich sehr überwinden. Dann folgt der zweite Teil der Bewährungsprobe. Ein Stamm liege über den Strom, daneben zwei kleinere Stämmlein. Volker bewegt sich auf allen vier Gliedmaßen hinüber,  ich bewege mich auf dem Stamm rutschend auf die andere Seite des Flusses. Auf der anderen Seite beruhigen sich unsere Herzen.
Am Abend erreichen wir das Bergarbeiterdorf Chojlla. Dort entscheiden wir uns für die einzige Herberge. Diese Herberge besteht aus einem Raum mit sechs Betten, der über eine Aussentreppe zu erreichen ist. Eine Toilette und Waschgelegenheit gibt es nicht. Doch im Ort gibt es zwei unappetitliche Toilettenanlagen.
Die Nacht bringt mit sich einen noch gewaltigeren Wolkenbruch, ja ich möchte fast sagen, dass es mehrere Wolkenbrüche gewesen sein müssen. Die Flüsse steigen weiter und der Sportplatz von Chojlla hat sich zu einer Seenlandschaftlich entwickelt.
So lagen wir wie Könige in dieser einfachen Herberge. Beim Zelten auf dem Sportplatz wären wir vermutlich ein Teil der Seenlandschaft geworden. Womöglich schwömmen wir noch heute als Enten über die Seen.

Donnerstag, 19. März 2015

Keine Luft mehr

Am 14. März starten wir von La Paz aus gen Osten, erst mit einem Kleinbus an den Rand der Stadt. Dort warten wir an einer staubigen Kreuzung zwischen ein paar einfachen Rohbauhäusern, in welchen im ebenso unfertigen Erdgeschoss kleine Läden sind.
Irgendwann stellt sich ein Kleinbus auf die Kreuzung. Ich muss fragen, ob er zu unserem Zielort fährt. Der Fahrer stimmt zu. Schnell füllt sich das winzige Gefährt. Die Fahrt über Kurven, einen Pass und vorbei an steilen Hängen nach Ventilla beginnt. Etwas schwindlig erreichen wir die kleine Ortschaft.
Nach einer "kurzen" Cola brechen wir auf. Immer bergan. Die größere "Staubbergpiste" biegt bald nach links ab. Wir müssen steiler hinauf. Nach kurzer Zeit treffen wir wieder eine Mutter mit ihren drei Kindern. Auch die Kinder sind bepackt. Wir beäugen uns gegenseitig. Mit der etwa fünfjährigen Tochter tauschen wir die Namen aus. Am Ende sind wir doch schneller. Wir passieren das Bergdörfchen Choque Khoto. Viele spielende Kinder. In Schüsseln Wäsche waschende Frauen. Alte Lehmhäuser und ein paar neuere Ziegelhäuser. Wir halten nicht. Nur ein paar Fotos. Am Dorfende eilen wir am Friedhof vorbei. Auf der Kapelle fehlt teilweise das Dach.
Weiter geht es durch immer karger werdende Landschaften, immer bergauf. Die Bäume verlassen uns, später auch die Sträucher. Dann sind wir allein.
Der Weg zieht seine Kurven in dieser verlassenen Landschaft. Manchmal sind wir uns nicht ganz schlüssig,  ob wir auf dem richtigen Weg sind. Doch kleine Diskussionen helfen. Nach einer Kurve springen wir über Steine und überqueren auf diese Weise einen Fluss. Danach beendet eine Lamaherde unsere Einsamkeit. Neugierig und zugleich scheu sind die Jungen.
Nun erreichen wir die Abzweigung. Der Pass beginnt. Auf einem gut erhaltenen Inkaweg (Camino Takesi) geht es bergan. Der Weg ist teilweise sehr gut erhalten, ein mit Steinen gepflasterten Weg. Bald ziehen beladene Esel mit ihren Treibern an uns vorbei. Wir schnaufen. Unser Schnaufen wird immer gewaltiger, bis wir bald garnicht mehr aufhören können, zu schnaufen. Dabei eilen die Esel mit ihren Treibern dem Pass zu. Schnaufend müssen wir einsehen, dass wir keine Esel wie auch keine Treiber sind. Wir kehren um.
Unweit der Abbiegung finden wir ein paar Ruinen, Häusermauern ohne Dächer. Da hinein bauen wir unser Zelt. Danach findet Volker eine weitere Ruine für eine Runde Yoga. Ich schlafe bald ein. So bereiten wir uns darauf vor, am nächsten Tag etwas weniger schnaufend den Pass Apache (4650 Meter) zu erklimmen.

Mittwoch, 18. März 2015

Tarabuco

Von Sucre aus besuchen wir hoch in den Bergen Tarabuco. Tarabuco ist eine arme Ortschaft, in einem Gebiet der indigenen Bevoelkerung. Viele Menschen stellen herrliche einzigartige Stoffe und Decken her. Dies tuen sie seit vielen Jahrhunderten unter ausgesprochen schwierigen Bedingungen. Jeden Sonntag ist Markttag, wo versucht wird, einige Textilien zu verkaufen.
Als Volker auf der Suche nach einem Pullover ist, gehe ich auf kleine Entdeckungstour. Einige Eindruecke gebe ich in Bildern wieder.


ein mann geht mit seinen zwei eseln aus der stadt

die menschen leben in sehr einfachen lehmhaeusern

eine alte frau treibt schafe auf die felder

manche leute transportieren mit dreiraedern dinge, die sie zum markt bringen

marktbesucher ziehen beladen wieder nach hause

Hutmodelle

In Sucre besuchten wir die Hutfabrik. wir waren von der Vielzahl der Huete beeindruckt. Ich moechte euch einige Modelle zeigen.


Freitag, 13. März 2015

Der urige und zerzauste Schuster

In Sucre lebt ein uriger und zerzauste Schuster, gleich neben unserem Haus.
Am Morgen öffnet er eine alte und gebrechliche Tür, hinter welche sich sein kleiner Laden befindet. Er sitzt gewöhnlich in der Mitte des Raumes. Dort klebt, näht oder schleift er Schuhe. Um ihn herum liegen tausende Schuhe. Es sind allesamt Schuhe, die man in unserer Heimat nie zu Gesicht bekommen würde. Es sind allesamt Schuhe, die eine lange Geschichte aufweisen. Es sind Schuhe, die zerzaust aussehen.
Auf unserem Weg in die Stadt stellen wir uns vor seinem Laden auf. Wenn er uns sieht, lächelt er, er ergreift lange unsre Hände und schüttelt sie und sagt ein paar Sätze. Jeden Tag, am Morgen, am Mittag und am Abend findet die gleiche Zeremonie statt. Wir brauchen diese Wiederkehr und fühlen uns wohl bei den Begegnungen mit dem urigen und zerzausten Schuster.
Seine Haare hängen herab.  Einige Zähne fehlen. Das Gesicht ist zerschrumpelt. Und der kleine Raum ringsum ähnelt einer recht merkwürdigen Schuhhalde. Doch dieser Ort zieht uns an. Wenn wir bei ihm sind, fühlen wir uns wohl, bekommen Kraft von ihm. Als wir den Ort verlassen, wünscht er uns Kraft und Schutz von oben, von Gott.
Auch heute kommen Menschen zu seiner kleinen Werkstatt.  Sie kommen zu dem urigen und zerzauste Schuster. Sie sehen die dreckige und kaputte Werkstatt. Aber das stört sie nicht. Mit neue Kraft und einem unerklärlichen Schwung gehen sie in den Tag.
Vielen Menschen bringen immer wieder kaputte Schuhe hin, nur um dem urigen und zerzausten Schuster begegnen zu können. Andere zerstören extra ihr Schuhe, um ihn zu sehen. Wieder andere sammeln alte und kaputte Schuhe, um vor den Schustet treten zu können. Ob die Schuhe überhaupt zu reparieren sind, ist ihnen gleich. Doch immer,  wenn sie ihm begegnen, dem urigen und zerzausten Schuster,  dann bekommen sie neue Kraft und einen unerklärlichen Schwung.

Der graue Hut

In Sucre gibt es ein Hutmuseum. Da zieht es mich hin. Hüte haben mein Interesse geweckt seit ich den orangen Hut besitze. Auch Volker läßt sich schnell überzeugen.
Am Hutmuseum angekommen, ist die Tür verschlossen. Wir müssen laut klopfen. Dann erst wir uns geöffnet. Nun befinden wir uns in einem Raum mit Hüten aus der Hutfabrik, die sich im gleichen Haus befindet, und Hüten aus den benachbarten Ländern.  Uns überzeugt der Raum nicht wir sind enttäuscht, wollen wieder gehen.
Da öffnet sich die Tür und zwei junge Männer erscheinen. Sie treten laut und selbstbewusst auf, als gehöre ihnen die Welt. Schnell wird uns deutlich, dass es US amerikanische Touristen sind. Sie behaupten nach kurzer Zeit, dass sie einen Hut kaufen wollen.
Da öffnen sich die Türen für die Amerikaner. Uns wird angeboten mitzukommen, vielleicht wollten wir ja auch einen Hut kaufen. So gelangen wir in die Hutfabrik, sehen die Arbeiter an den Maschinen, die Zwischenprodukte wie auch die verschiedenen Arbeitsschritte.
Da öffnet sich wieder eine Tür. Wir gelangen in den Verkaufsraum. Ganz unterschiedliche, teilweise wundersame, Hutmodele erblicken wir. Ein Rausch beginnt. Wir probieren unterschiedliche Modele, betrachten uns im Spiegel, fotografieren uns gegenseitig und suchen nach den Lieblingsstücken. Irgendwann schließt der Laden. Obwohl wir gerne geblieben wären, müssen wir gehen.
Nachts kann ich nicht schlafen. Ich träume von dem grauen Hut! Dieser elegante Hut. Volker meinte, dass ich mit ihm wie ein Seemann und ein Zauberer aussehe. Ich wache mehrmals auf und frage mich, ob ich mir diesen Hut kaufen soll. Doch dann hätte ich zwei Hüte. Einen orangen und einen grauen Hut. Es wäre sicher nicht möglich zwei Hüte gleichzeitig zu tragen. Wie würde ich denn dann aussehen? Und was würden die Menschen von mir denken? Doch der graue Hut läßt mich nicht los. Die verrückte Idee vom grauen Hut beherrscht auch meine Tagträume und Gedanken.
Nun trage ich diesen grauen Hut, sehe aus wie ein Seemann und ein Zauberer. Der orange Hut ist in den Schrank verbannt. Zu groß wurden auch die Augen der Leute, die mich in Sucre mit diesem Hut gesehen hatten.
Nun trage ich den grauen Hut, bin Seemann und manchmal auch ein Zauberer.

Sonntag, 8. März 2015

Am Wegesrand

Nachdem wir in der Naehe von Samaipata die Inkaruinen besichtigt hatten, schloss sich eine Wanderung zurueck in die zehn Kilometer entfernte Stadt an. Am Wegesrand konnten wir viele kleine Entdeckungen machen.









Hallo Patrica von Seidenkranz, die Raupe war schon sehr groß, 
ich denke 10 cm lang. Doch auch das Objektiv verändert das Aussehen etwas.
Meine Email lautet: marohaaro@gmail.com