Freitag, 6. März 2015

Die gruenschwarze Schlange

Am 26. Februar, meinem 120. Tag der Reise, gab es eine Tour in den subtropischen Regenwald.
Wir waren eine kleine Gruppe, die sich zu einem Wald mit riesigen Farnen aufmachten: Volker, Julia, Rike und ich. Um 9 Uhr trafen wir uns vor einer kleinen Argentur in Samaipata. Eine halbe Stunde spaeter zwaengten wir uns in ein Auto. Ueber verschlungene Weg ging es aufwarts, zehn Kilometer in steinigen Serpentinnen. Dann stiegen wir aus. Die Fuehrerin Ines uebernahm die Leitung.
Erst waren die Baume noch recht klein. Doch schnell wurden die Baeume um uns herum groesser, der Wald wurde dunkler, der Pfad enger und schlammiger. Mehrmals rutschten Julia und ich im Schlamm aus. Am Wegesrand zeigte uns Ines ganz unterschiedliche seltene Pflanzen. Sehr beeindruckend erschienen uns die Riesenfarne, die sich wie Gespenster um uns tummelten. Recht schwierig gestaltete sich der Aufstieg ueber feuchte Pfade auf den Kamm eines Bergrueckens. Ein haeufiges Ausrutschen war unvermeidlich.
Auf dem Bergruecken durfte ich als erster gehen. Nun ging ich noch aufmerksamer und langsamer. Ploetzlich sah ich etwas schlaengelnd-schwebendes ueber den dunklen Pfad huschen. Ich zuckte zurueck und blieb erstarrt stehen. Leise fluesterte ich zu den anderen: "Eine Schlange", obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob ich wirklich eine Schlange entdeckt hatte.
Ganz langsam bewegten wir uns vorwaerts. Jetzt galt es sehr vorsichtig und behutsam zu sein. Zum einen sind die meisten Schlangen hier giftig, zum anderen sollte sie von uns nicht gestoert werden. Da erblickte ich sie. Es war eine lange, gruenschwarze Schlange, die sich recht bedächtig und grazil fortbewegte. Was fuer ein fantastisches Geschoepf! Zwischen Blaettern und Zweigen wand sie sich kunstvoll. Spaeter wendete sie sich etwas zu uns. Als sie uns erblickte, schien sie sich zu erschrecken. Blitzschnell zog sie sich zurueck. Doch als sie merkte, dass wir nicht naeher kamen, zog sie langsam in kleinen schwungvollen Bewegungen ueber Zweigen auf einer geneigten Ebene davon. Ihr Gruen war fuer mich noch zu sehen, als sie schon lange verschwunden war.
Noch heute sehe ich manchmal das wundersame Gruen der gruenschwarzen Schlange vor mir. Es kommt wie aus einer anderen Welt zu mir und läßt mich fast schweben.

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