Samstag, 7. März 2015

Unser Schulweg in Sucre -Gastbeitrag von Volker-

Morgens treten wir aus dem kleinen gelben Innenhof unseres Hostals auf die Calle Colon. Zuvor haben uns Cynthia und Sandra ein kleines Fruehstueck in der einfachen offenen Kueche zubereitet. Franzoesische Crepes mit etwas Marmelade. Kaffeeextrakt, den man mit heissem Wasser verduennen muss und ein Glas Papayasaft.
Unsere erste Station ist der Schumacher, der seine Werkstatt hinter einer offenen Tuer an der Strasse hat. Er sitzt inmitten von kaputten Schuhen, die in Europa jeder laengst weggeschmissen haette, an einer alten gusseisernen Maschine neben einem kleinen Fernseher. Er sieht aus wie eine indianische Mischung  aus Wolfgang Neuss und Frank Zappa. Wir unterhalten uns gern mit ihm. Was er uns sagen will, bleibt jedoch unverstaendlich. Nach freundlichem Haendeschuetteln ziehen wir weiter. Horden von Schuelern und Schuelerinnen in Uniformen bevoelkern die Strasse. Wir passieren das Colegio Aleman, deren Schueler schwarz-rot-goldene Trainingsanzuege tragen. Als wir durch das offene Schultor spaehen, sehen wir das grosse Emblem eines schwarzen Adlers ander Wand prangen. Eine Ecke weiter werden wir fast von einer Gruppe junger Maedchen in blauer Sportkleidung umgerannt, die die engen Buergersteige Sucres zum Schulsport nutzen. Schneller als die Autos in den verstopften Strassen sind sie auf jeden Fall. Allerdings muessen sie die indianischen Frauen umlaufen, die mit ihren bunten Kleidern, den langen schwarzen Zoepfen und dem schwarzen Hut auf dem Kopf ihre Waren anbieten. Es gibt Schmalzgebaeck, frische Saefte, die mit Maschinen aus dem vorletzten Jahrhundert gepresst werden, oder auch nur ein paar Pfirsiche auf einer Decke, neben der noch zwei bis drei kleine Kinder liegen.
An der Kreuzung Colon-Bolivar regelt ein Polizist den Verkehr. Die bunte Mischung aus knatternden Motos, uralten VW- Kaefern, japanischen Kleinwagen, protzigen SUVs und importierten, dort ausrangierten Linienbussen mit asiatischen Schriftzeichen, gehorcht brav seinem autoritaerem Pfiff, und wir koennen die Strasse wechseln.
Die Calle Bolivar fuehrt Richtung Plaza , das merkt man auch an der zunehmenden Zahl von Touristen, die wie  verabredet alle in Flip-Flops und Shorts herumlaufen, obwohl es auf 2700m Hoehe heute eher kuhl und regnerisch ist. Die jungen Sucreanos tragen Jeans, Sneackers und sind mit ihrem Handy beschaeftigt. Auf den Schutthuegeln einer Baustelle hat sich eine Gang von 15-20 Strassenhunden niedergelassen.
Kurz vor unserem Ziel, dem Instituto Bolivio-Aleman, wo wir einen Sprachkurs belegen, befindet sich der Parador Santa Maria la Real. Ein Luxushotel in einem kolonialen Prachtbau mit blau gestrichenem Innenhof. Ein betagtes amerikanisches Ehepaar tritt gerade heraus, bekleidet mit voluminoesen Cargohosen und Tropenhueten auf dem Kopf, das Moskitonetz ist allerdings  noch hochgerefft.

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