Samstag, 7. März 2015

Fast Food auf Bolivianisch-Gastbeitrag-

Nach der Sprachschschule zog es uns zum Mercado Central zum Mittagessen. Dort sind die Areale streng aufgeteilt, auf der zweiten Etage des Stalhskelettbaues befinden sich die Garkuechen. An langen Tischen, die links und rechts des Gangs aufgebaut sind, stehen Frauen in blauen Schuerzen und preisen ihr Essen an. Es gibt ueberall das Gleiche:Zopa, Pollo, Chuletas, Pescado und Falso Conejo. Suppe, Huehnchen, Schnitzel, Fisch und Falscher Hase. Am Ende eines jeden Tisches befindet sich die offene Kueche, wo eine Koechin inmitten aufgestapelter Zutaten an einem Gasherd hantiert.  Als wir uns dem ersten Tisch naehern, fordert uns die zugehoerige Frau lautstark auf, uns zu setzen. Wir zoegern noch, da wir uns erst einen Ueberblick verschaffen wollen .Das ruft auch die Frauen an den anderen Tischen auf den Plan, die sich nun bemerkbar machen und uns zu sich ziehen wollen. Doch es ist das Revier der ersten Frau, mit sanfter Gewalt will sie uns auf die Bank zwingen, dieser Fang soll ihr nicht entgehen. Uns wird das zu aufdringlich und wir loesen uns von ihr. Mehrere Frauen schwaermen nun auf uns zu, sie sehen, dass wir unentschlossen sind und wittern ihre Chance. Doch wie sollen wir entscheiden, bei gleichem Essen, gleichen Preisen und gleich blauen Schuerzen?
Schliesslich nimmt uns eine aeltere Frau unter ihre Fittiche und laesst keinen Zweifel daran, dass wir uns an ihren Tisch zu stzen haben. Wir geben uns geschlagen und wollen uns gegenueber setzen, doch so geht das nicht. Wir haben uns nebeneinander zu setzen und soweit aufzuruecken, dass der Platz zum Gang frei wird fuer neue Gaeste. Schnell sollen wir das Essen waehlen, Pollo picante, unsere Entscheidung wird der Koechin zugerufen und sofort bezieht sie wieder Stellung, um neue Gaeste einzufangen.
Ich bin bis an die aufgehaeuften Fleischstuecke herangerueckt. Darunter befinden sich Plastikschuesseln mit Salatzutaten, geschnittene Zwiebeln und Tomaten. Von den gekoepften Haehnchen tropft das Blut auf den gruenen Salat.
Wenige Minuten spaeter steht unser Essen auf dem Tisch, ein Plastikteller mit Salat, Reis, Kartoffeln, Nudeln und Fleisch. Das Pikante ist die Sosse auf dem Haehnchen. Es ist ein pragmatisches Essen zum sattwerden und es passt andiesen Ort. Ich esse mit Appetit, den Salat lasse ich zurueck. Wir stehen auf und wollen bei der Frau bezahlen. Mangels Kundschaft hat sie auf der Bank platzgenommen und nimmt mit weit weniger Enthusiasmus als zuvor unser Geld entgegen, ihr Job ist laengst getan. Sie ruft uns noch ein "Vuelven mañana" hinterher, "morgen kommt ihr wieder" und unbehelligt machen wir uns auf den Weg durch das naechste Marktareal. Es gehoert den Verkaeuferinnen von Blumenstraussen und Grabgestecken.
-Gastbeitrag von Volker-

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