Freitag, 17. April 2015

Eine Reise ins Irgendwo

Eines Tages in Cusco pflegte ich wieder einmal mein Hobby mich einfach in ein oeffentliches Verkehrsmittel zu setzen und abzuwaretn, wo es mich hintreibt.
Schon als Kind pflegte ich dieses Hobby: "Einer Reise ins Irgendwo". In meinen Schulferien besuchte ich oft meinen Patenonkel Juergen und Tante Hanni in Karl-Marx-Stadt. Da brachte mich mein Onkel auf diese Idee. Er fuhr mit mir mit der Strassenbahn zu einer Endhaltestelle, in ein weit entferntes Neubaugebiet. Danach praktizierte ich allein Fahrten bis zu weit entfernten Endhaltestellen. So lernte ich recht abgelegene Gegenden in dieser zum Teil rauhen Stadt kennen.
In Cusco stieg ich in einen dieser japanischen Kleinbusse, die ueberall die Stadt durchqueren. Der Bus fuhr und fuhr. Er entfernte sich immer mehr aus der touristischen Stadt, trieb durch mehrere Vorstaedte, bis er abbog und in einem recht merkwurdigen Gebilde landete, nicht Stadt, nicht Dorf. Noch zeugten viele Lehmhaeuser und Tiere davon, dass hier vor kurzem noch ein abgelegenes Dorf sein eigenes Leben fuehrte. Doch ueberall sprossen Ziegelhauser aus den schlammigen Feldern. Schnell wollte ich dieses Gebilde verlassen. Doch der weitere Weg in die Berge entlang eines Rinnsales war so schlammig, dass ich alsbald diesen Plan aufgab.
Langsam stapfte ich zurueck. Da entdeckten mich Bier trinkende Jugendliche. Sie luden mich zu einem Bier ein und schenkten auch schnell wieder nach. Als sie das zweite Mal nachgeschenkt hatten, laeuteten meine Alarmglocken. Fluchtartig, doch nicht auffaellig, machte ich mich auf den Weg. Auf einer der unendlichen Feldbaustellen stand ein zur Mittagsruhe geparkter Kleintransporter. Doch als ich genau hinsah, entdeckte ich im Fahrerhaus einen Bauarbeiter. In der Enge nutzte er die Mittagspause, um Gitarre zu spielen. Ein ungewoehnliches Bild. Der uebende Bauarbeiter freue sich, als er mich sah. Kurz verstaendigten wir uns. Dann liess ich ihn mit seiner freien Zeit und seiner Gitarre zurueck. Ueber holbrige Erdstrassen und eine Suppe am Wegesrand gelangte ich wieder zu einem dieser japanischen Kleinbusse.
Aus dem Irgendwo ging es zurueck in die ueberfuellte Touristenmetropole. Doch die Bilder aus dem Irgendwo bleiben in mir zurueck.

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