Freitag, 3. Juni 2016

Der kleine Mann mit den Scheren

Heute will ich mich verwandeln. Es ist auch schon lange nicht mehr gut. Die Sicht wird auch immer schlechter. Und eine gewisse Ordnung kann kaum noch hergestellt werden. So fasse ich Mut.
Für meine Verhältnisse recht gut zurecht gemacht, verlasse ich das Haus. Nur eine Straßenecke weiter finde ich die kleine Werkstatt, in der ich mich verändern lassen möchte.
In dieser Werkstatt geht ein kleiner Mann seinem Handwerk nach. Da er zugleich Verwandlungskünstler ist, trägt er einen weißen Kittel und eine besonders starke Brille.
Ich werde auf einen schwarzen Stuhl gebeten. Der kleine Mann bespritzt mich mit einem Wasser. Dann zieht er eine Schere und der Verwandlungsvorgang beginnt. Schnell muss er feststellen, dass die Verwandlung nur eingeschränkt möglich ist. Da dieser Mann besonders klein ist, ich wiederum ein ganzes Stück großer bin als ein Chilene,  kann er meinen Oberkopf nicht erreichen. Er gibt mir ein Zeichen, woraufhin ich mich anfänglich auf dem schwarzen Stuhl krümme. Später liege ich fast auf dem Stuhl. Doch die Verwandlung nimmt ihren Gang.
Scheren kommen zum Einsatz, Wässerchen, Klingen wie auch Kämme. Der kleine Mann schwirrt um mich wie eine Biene. Meine Sinne  werden benebelt. Der Stuhl, die Scheren und auch der kleine Mann beginnen sich immer schneller um mich zu drehen. Doch mit jeder Drehung gelangt mehr Licht in mich. Irgendwann endet die Verwandlung. Ich rappel mich hoch aus meiner gekrümmten Haltung, verlasse die Werkstatt und staune darüber,  dass ich wieder sehen kann.

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