Dienstag, 17. Mai 2016

Im alten Chile

Als Tramper und Mitfahrer in vollgestopften Bussen erreiche ich am Abend Chol Chol. Hier ist es wie im "alten Chile", die Menschen leben in einfachen Holzhäusern,  die Läden sind kleiner, die Kleidung ist einfacher, dunkler, und auf den Wegen kann man noch Pferdenwagen entdecken.
Schnell laufe ich zu dem einzigen Hostal im Ort, wo ich schon vor einem Jahr liebevoll aufgenommen worden war. Wieder bekomme ich eine besondere Aufmerksamkeit. Die sechzehnjährige Enkelin begleitet mich zum Einkaufen und führt mich durch Chol Chol, zeigt mir die Schulen, die Kirchen und letztendlich das Museum.
In Chol Chol leben die meisten Menschen in solchen kleinen Holzhäusern. 
In der urigen und alten Küche koche ich mir etwas Nuddelhaftes mit Tomaten. Dann setze ich mich zu meiner Wirtin, die wieder -wie auch im letzten Jahr - strickt. Irgendwann ziehe ich mich unter ein wohliges Bett zurück. Später lege ich mir noch eine Schafwolldecke darüber und mache mich klein wie eine Kugel. Dann genieße ich die Wärme, die langsam in mir zu zirkulieren beginnt.
Nach dieser "kräftigen" Nacht springe ich schnell aus den Federn, besorge mir etwas Marmelade und Brötchen, esse und mache mich auf den Weg.
In diesem Geschäft kaufe ich Marmelade und Brötchen für mein Frühstück. 

Bald gelange ich zur anglikanischen Kirche. Hier erlebe ich den Gottesdienst. Mich verwundert,  dass es auch in diesem Gottesdienst recht evangelikal zugeht: mit viel Lobgesang, Glaubenszeugnissen und evangelikaler Predigt. Doch auch hier scheint die Zeit nicht stehen zu bleiben.  Die evangelikalen Gottesdienste scheinen überall auf dem Vormarsch zu sein. Da kann sich womöglich eine alte anglikanische Ordnung nicht alten.
Das ist die anglikanische Kirche von Chol Chol. Es ist eine Holzkreuz. An den Wänden im Inneren gibt es historische Fotografien von der Missionierung der Mapuche zu sehen.
Nach dem Gottesdienst wandere ich "ins Land der Mapuche". (Ringsum von Chol Chol gibt es etliche Siedlungen.) Kleine Häuser stehen am Wegesrand. Die Leute scheinen hier eher verstreut zu wohnen. Wenige Familien haben noch eine "ruka" im Garten stehen.
Im Vordergrund sieht man Schafe, im Hintergrund eine "ruka" und zwischen den Bäumen kleine Häuser. Hier wohnen Mapuche.
Später streife ich über eine Wiese und genieße die Sonne, die herbstliche Sonne. Dann bahne ich mir durch Gestrüpp einen Weg durch Dickicht.  Auf diese Weise gelange ich zum Fluss. Ich staune wie schnell man sich in die Abgeschiedenheit begeben kann. Hier am Fluss fühle ich mich fast, als wäre ich im Urwald. Etwas merkwürdig wäre es denn doch, wenn jetzt überall Alligatoren auftauchen würden.  Mir wird etwas schwummrig.  So verlasse den Fluss, arbeite mich zurück durchs Dickicht und eile nach Chol Chol.

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