Samstag, 7. Mai 2016

Im Niemandsland

Tagelang musste ich warten, bis ich es wagen konnte, mich wieder nach Chile auszumachen. In den letzten Tagen hatte es so stark geregnet, dass ich mich nicht wagte, die Überquerung des Gebirges in Angriff zu nehmen.
Heute mache ich mich zeitig auf den Weg. Zum Glück finde ich bald ein Auto, welches mich ein Stück in die Höhe mitnimmt. Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zum argentinischen Grenzhäuschen. Mit meinem Wanderstab und dem großen Rucksack sorge ich eher für Belustigung. Wanderer scheinen hier nie vorbeizukommen. Selten mal ein Auto. Aber, das scheint auch schon alles zu sein. Interessierte Grenzer befragen mich nach meiner Reise. Nachdem ich den Stempel bekommen habe,
geht es weiter.
Ich wandere durchs hohe und kalte Niemandsland, bin nicht mehr in Argentinien, aber auch noch nicht in Chile. Eine "windige" Wanderung steht vor mir. Hier wächst nicht viel.
Einige Büsche. Hin und wieder tauchen Araukarien auf. Das Laub hat der Herbst in gelbe und braune Farbe getaucht. Ich eile über die Ebene.
Wo bin ich jetzt? Ich habe ein Land verlassen. Ein anderes werde ich am Nachmittag erreichen. Habe einen Ausreisestempel bekommen.  Doch der Einreisestempel in ein anderes Land fehlt mir noch. Ich bin im Niemandsland. Bin frei. Fühle, wie ein kalter Wind weht.  Vor Glück springe ich zwischen den gelben und braunen Pflanzen im Niemandsland umher. Es ist herrlich hier oben, befreit.
Irgendwann erreiche ich das chilenische Grenzhäuschen. Mein hin und her zwischen den Grenzen wird zum Glück nicht beanstandet. Ich habe diesmal aufgepasst, kein Obst wie auch Fleisch dabei zu haben. Habe die Reste im windigen Niemandsland verspeist. Doch bei der viel strengeren chilenischen Grenze, gibt es natürlich eine Rucksackdurchleuchtung. Der Grenzer entdeckt ein Glas. Es ist mein Honig, der auch gegen den Husten hilft. Doch der Grenzer kennt kein Erbarmen. So landet der Honig in der Tonne. Etwas traurig schleppe ich mich zurück nach Chile. Erst ein Kaffee im bunten und ramaschigen Ortsladen versöhnt mich wieder mit der Welt.


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