Mittwoch, 26. Oktober 2016

Der tanzende Esel

Es ist Nacht.
Wir werden mitgerissen.
Mitgerissen in Coperaque -
einem Dorf des Valle de Cola.
Ohrenbetäubenden Lärm,
Trommeln und Trompeter,
Frauen in ihren Trachten.
Einige ziehen uns hinzu.
Im Schritttanz geht es voran.
Es ist eng, doch es tanzt
die Menge, immer weiter.
Durch ein Tor tanzt das
Dorf auf den Plaza.
An der Spitze
drehen sich Tänzer
wie Tänzerinnen -
alle gehüllt in ihre
hellen, bestickten
Trachten.
Sie drehen sich
filigran.
Ich stocke,  stutze.
Da ist ein Esel.
Und auch dieser
tanzt, er wird getanzt.
Heftig dreht er sich
mit seinem Tänzer.
Ich arbeite mich vor.
Erreiche den Esel.
Er wurde verwandelt,
mit roter Farbe bemalt.
Es ist ein Frühlingsfest.
Zeit für die Saat.
Steht das Rot für die
Fruchtbarkeit des Frühlings?
Der Tanz geht weiter.
Hand in Hand.
Im Schritttanz umkreisen
wir die Mitte des Plazas.
Immer weiter,
immer schneller.
Die Musik schwillt an.
Lauter und lauter.
Bis sie abbricht.
Erschöpft suchen sich
alle einen Platz.
Ruhe kehrt ein.
Menschen und Tiere
verharren in Stille.
Am Rande stehen geschmückte
Ochsen. Auch sie sind mit
roter Farbe bestrichen.
Blumen verzieren ihr Haupt.
Auch sie brauchen jetzt Ruhe -
nach Prozession und Tanz.
Wir kehren heim,
erfüllt vom Brausen des Frühlings.

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