Dienstag, 20. September 2016

Eisiges Zittern

Diesmal wollte ich in Salinas Moche - hoch oben, in 4000 Metern Höhe übernachten.
Das ist garnicht so leicht, wenn in der Nacht die absolute Kälte regiert.
Ein kleiner Schuppen hatte die Aufschrift: Hostal. Doch er wurde als kleines Lager benutzt. Zum anderen fehlte mir auch die Ausrüstung, um in so einem eisigen Schuppen zu übernachten. Ich hatte nur zwei Decken dabei, die ich im nachhinein nur noch als Deckchen bezeichnen darf.
Also der Schuppen war für eine Übernachtung unbrauchbar. Ich muss an dieser Stelle eingestehen, dass ich über die Jahre keine Fettpolster angesammelt habe. Ein Dünner - wie ich - muss eine Nacht über 4000 Metern nochmals ganz anders bedenken.
Ich lief zu den Lehmhäusern des Ortsbürgermeisters. (Bei ihm hatte ich mich vor einer Woche angemeldet.) Dort traf ich nur die Nichte an, die mir freundlich erklärte, dass ihr Onkel in die Stadt gefahren war. Ich kann gut verstehen, dass die Nichte mir, diesem fremdaussehenden und langgeratenen, keinen Schlafraum herrichten wollte.
So versuchte ich an anderen Stellen mein Glück. Ich lief die wenigen Straßen auf und ab. Später versuchte ich es im centro de médico. Ich fragte den Arzt ob er einen Schlafplatz für mich hätte. Ein willigte schnell ein. So wurde ich sein erster Gast. Nach seinem Studium war er auf 4000 Meter Höhe abgeliefert wurden. Vielleicht muss man auch sagen, dass er hochdeligiert worden war.  Er konnte sich freuen, denn nun musste er in der folgenden Nacht zum ersten Mal nicht alleine frieren.
Leider begann das Frieren schon in den Nachmittagsstunden. Ab um vier Uhr wurde es kälter. Um fünf Uhr war es schon richtig kalt. Und ich saß - eingehüllt in meine Deckchen - in seinem kleinen Wartezimmer. Dort musste ich bis um acht warten. Immer wieder wickelte ich mich erneut ein. Ich hoffte auf diese Weise etwas wärmer zu werden. Doch leider war der Erfolg nur minimal.
Bis um acht musste ich warten, denn um acht endete die Dienstzeit des Arztes. Zwei ältere Frauen kamen vorbei. Sie hatten ein paar Wünsche an ihren jungen Arzt aus der Stadt. Doch sie mussten nicht frieren. Sie waren verhüllt, so wie es sich in 4000 Metern Höhe gehört. Selbst ihr Kopf verhüllte ein Tuch. Dicke Strumpfhosen, Röcke und Decken kamen hinzu. Frierend beobachtete ich das Treiben.
Nach um acht wurde ich endlich erlöst. Nun hoffte ich auf Wärme, ein Feuer, einen Ofen. Doch im Quartier des Arztes empfing mich dieselbe Kälte. Das eisige Zittern musste weiter gehen.
Zum Glück hatte der Arzt von einer Nachbarin einige Decken für mich, seinen Gast, bekommen. So hüllte ich mich nach und nach in mehrere Decken. Nach einem kleinen Essen und einem verrückten Video verschwand ich unter fünf dicken Decken auf einer Matratze. Nur ganz langsam kehrte eine gewisse mittlere Temperatur zurück. Irgendwann schlief ich ein.

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