Sonntag, 25. September 2016

Zwei Ochsen, ein Gringo und viel Gelächter

Letztens fuhr ich wieder einmal über das Altiplano - vorbei am Salzsee und weiter über die kargen Berge - bis es nach etlichen Stunden über Serpentinen hinab nach Yunga ging. Am Abend besichtigte ich noch den schlichten Friedhof, und fand schließlich ein kleines Zimmer für die Nacht.
Am nächsten Tag machte ich mich zeitig auf den Weg. Ich wollte zu ein paar Bergdörfern wandern. In einem der Dörfer sollte in diesen Tagen ein Tanzfest stattfinden.
Doch schon nach den ersten paar Schritten sprach mich eine Bäuerin an. Sie fragte, ob ich mit auf ihr Feld kommen wöllte. An diesem Tag würde mit den Ochsen gearbeitet werden. Kurz entschlossen schloß ich mir ihr an. Bald schon waren wir eine kleine Reisegruppe: eine Nichte, ein Neffe, eine Tante kamen hinzu, auch eine Kleingruppe von Schafen. Über kleine steile Pfade näherten wir uns dem Feld, dem chacra.  (Ein chacra ist ein kleines Feld. Meist sind es in den Gebirgstälern auf Terasen angelegt.) Auch unser chacra ist ein Terasenfeld. Mauern grenzen das kleine Feld nach oben und unten ab. Von einer anderen Richtung näherte sich der Bauer mit zwei Ochsen, weiteren Frauen und Kindern.
Am Felsrand gab es eine Pause. Alle bekamen eine Tasse chicha, das ist ein Getränk, welches aus Mais hergestellt wird. Die Frauen in diesem abgelegenen Tal sind traditionell und bunt gekleidet. Sie tragen Bunte Hüte mit Blumen und Schleifen verziert. Auch schmückt sie ein farbiger Rock.
Nun begann der Bauer, Juan, das Joch auf die Köpfe der Ochsen mit dünnen Seilen zu binden. Daran wurde der Pflug befestigt. Geschickt began der Bauer zu pflügen. Die Bäuerin, Rosmery, führt die Ochsen.
Nach einer Weile war ich an der Reihe. Auch ich sollte helfen. Dazu hatte mich ja die Bäuerin eingeladen. Ich nahm den Griff vom Pflug. Kräftig zogen die Ochsen an. Schnell versuchte ich den Pflug in die Spur zu bringen. Doch wie eine Feder schwebte ich mitsamt dem Pflug in die entgegengesetzte Richtung. Die Ochsen zogen kräftig dahin, sie schienen sogar noch stärker zu ziehen, sich einen Spass aus meinem Versagen zu machen. Ich, der gringo, trieb immer weiter ab. Alle umstehenden Leute,  die Frauen und Kinder, wahrscheinlich auch die Schafe, begannen zu lachen. Das Lachen wurde immer lauter. Doch es war ein herzliches Lachen. Obwohl ich mich bei den nächsten Versuchen etwas verbesserte, musste ich feststellen, dass ich keine große Arbeitshilfe gewesen war.
Doch sicher war ich der erste gringo, der erste Fremde, der ihnen versucht hatte zu helfen. Da es nun etwas nach hinten los ging hatte aber zur Folge, dass mal die ganze Großfamilie so richtig lachen konnte. So hatte ich einen kleinen Beitrag geleistet: als verrückter gringo, vielleicht auch als Narr.

1 Kommentar:

  1. Lieber Stephan, es bereitet mir immer wieder Freude Deine Beiträge zu lesen. Danke!
    CArmen

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