Mittwoch, 14. Januar 2015

Potosi, grausame Geschichten

An meinem 74. Reisetag erreiche ich Potasi. Von der Busfahrt durch das Hochgebirge ist mir schlecht. Oft ging es in Windungen auf und ab. Eine junge Frau aus Frankreich bricht mehrmals direkt hinter mir. Ich habe nur noch Kraft, mir eine Unterkunft gegenueber vom kleinen Busbahnhof zu nehmen. Sie ist zum Glueck recht billig.
Am naechsten Tag bin ich mit einer Argentinerin unterwegs. Direkt am Markt ist ein einfacher Speisesaal. Dorthin kommen auch viele Arme, um zu essen. In der Mitte sind Tische, auf denen grosse Toepfe stehen. Frauen bieten dort verschiedene Gerichte an. Aussen, an Holztischen sitzen Familien und viele einfache Leute. Dort essen auch wir. Huhn mit Reis und Kartoffeln. Nach einer Mittagsruhe ziehe ich nochmals zum Markt, um ein paar kleine Dinge zu kaufen. Doch ich finde die Gaenge nicht wieder, wo wir vorher gewesen waren. Ploetzlich erschrecke ich. Ich zucke zusammen. Vor mir liegen riesige Kuhkoepfe mit Hoernern. Teilweise sind sie geoeffnet, sodass das innere Fleisch wie auch das Gehirn zu sehen ist. Mir gruselt, was fuer die Verkaeufer eher eine Belustigung darstellt.
Am naechsten Tag besuche ich ein Kloster. Riesige Schaetze tuermen sich vor mir auf. Wundersame Bilder und goldene Figuren. Doch leider wird mir auch deutlich, dass die Kirche hier in der Vergangenheit auch eine unruehmliche Rolle spielte. In der Zeit des Kolonialismus wurden viele Verbrechen als normal angesehen, geduldet und sogar als gottgewollt dargestellt.
Am Nachmittag besuche ich die Minen der Stadt, in welchen noch heute Silber gefoerdert wird. In vergangener Zeit wurden tausende "Indianer" in die Minen zum Arbeiten geschickt. Sie mussten so hart arbeiten, dass die meisten von ihnen sehr schnell gestorben sind. Daneben haben sich die Kolonialherren wahnsinnig bereichert. Es entstanden maechtige Palaeste. Durch die reichen Vorkommen an Bodenschaetzen wuchs die Stadt im 17. Jahrhundert zu einer der groessten und reichsten Staedte von Suedamerika. Damals sollen hier sogar eine Million Menschen gelebt haben.
Die riesige Ungerechtigkeit gibt es noch heute. Nur sind die Ausmaße nicht ganz so gross. In den Minen haben die Bergarbeiter mit gefaehrlichen Gasen zu tun. Viele  Arbeiter sterben sehr frueh. Auch ist die Baufaelligkeit recht hoch, dass es haeufig zu Ungluecken kommt. Da die Gaenge so eng sind, werden als "Helfer" immer noch Kinder eingesetzt.
Ueberall in der Stadt treffe ich arme Menschen.

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