Samstag, 13. August 2016

Campo Marte

Seit einer Weile wohne ich in Campo Marte. Jetzt ist Campo Marte ein ruhiger kleiner Stadtteil. Noch vor kurze war es ein Feld, eben: "Campo Marte". Da gab es größere und kleinere Anpflanzungen, Terrassen wie auch Kanäle zur Bewässerung. Doch von dieser Zeit erzählt heute nur noch der Name. Ein paar japanische Minibusse steuern dieses Viertel an, haben auch die Aufschrift: "Campo Marte".
Das Viertel ist ruhig und befindet sich an einem Hang. Oberhalb schließen sich Alto Jesus und Israel an. Die etwas älteren Häuser sind klein und alt. Die neueren Häuser sind alle mit der hier gebräuchlichen Billigbauweise errichtet worden. Zuerst werden Pfeiler gegossen. Danach werden die Zwischenwände mit einfachen Ziegeln gemauert. Es gibt einen kleinen Markt. Das ist eine Betonhalle mit Wellblechdach. In dieser Halle gibt es ungefähr fünfzehn Stände,  wo Früchte, Fleisch, Lebensmittel und andere Dinge erstanden werden können.  Auch gibt es die Möglichkeit,  auf dem Markt Mittag zu essen. Ungefähr vier Stände bieten unterschiedliches Essen an. Neben dem Markt gibt es auch ein centro de médico wie auch eine Polizeistation. Einige Polizisten stehen immer am Eingang und beobachten das Treiben. Manchmal pfeifen sie auch mit ihren Trillerpfeifen. Den Sinn dieser Pfeifkonzerte habe ich bisher noch nicht erkannt.
Etwas tiefer gelegen gibt es einen grünen Flecken. Er ähnelt einem plaza. Immer sonntags findet dort auch ein Freilichtgottesdienst statt. Noch eine Etage tiefer gibt es einen Sportplatz, der auch aus einer hohen Betonschicht besteht. Ansonsten sind die meisten Bauten sehr schlicht.
Ich wohne am Hang in einem Haus der Familie von Héctor. Es gibt ein Vorderhaus. Daran schließt sich ein Innenhof an. Um den Innenhof stehen ein paar Steinhütten. Darin wohnen vier Geschwister. Die Waschbecken befinden sich auf dem Hof. Die Wäsche wird noch in Schüsseln gewaschen. Auch gibt es zwei Hunde, die unaufhörlich umherrennen oder faul herumliegen. Eine schwarzweiße Katze liebt es, in der Küche "den Räuber zu spielen".
Ich wohne gerne auf diesem "traditionellen" Hof. Es ist, als wäre ich  auf dem Lande, obwohl ich doch inmitten der Stadt lebe. Einmal die Woche sitze ich auf einem Schemel und wasche meine Sachen. Zwar werden die Sachen nicht richtig sauber - ich beherrsche diese Methode noch nicht - doch ich wasche mit meinen eigenen Händen. Danach bin ich jedesmal glücklich, wenn ich es geschafft habe. Es gibt auch ein Toilettenhäuschen. Zum Spühlen wird das dreckige Wasser vom Wäschewaschen genommen, was in einer Tonne gesammelt wird.
Wenn ich nachts zum Toilettenhäuschen gehe, dann sehe ich oft den Sternenhimmel, manchmal sogar den Mond. Dann wird mir das Herz warm. In manchen Nächten steige ich sogar auf der Treppe hinauf und schaue auf die erleuchtete Stadt hinab.

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