Donnerstag, 25. Dezember 2014

Heiliger Abend in Santiago

Da ich die letzten Tage langsam von Ort zu Ort getrampt bin, war es mir auch nicht möglich, mich am letzten Tag an die Autobahn zu stellen, um schnell nach Santiago zu trampen. Ich hatte mich zu sehr an die langsamere und intensivere Art des Entdecken und Kennenlernens gewöhnt, auch hätte dies einen Stilbruch bedeutet. So nahm ich für die letzten fünf Fahrstunden einen Reisebus. Gegen um 6 Uhr erreichte ich Santiago. Durch die Anstrengung der Nacht und die tropischen Temperaturen geriet ich in einen schläfrig Zustand. Einige Stunden vergingen so auf dem Busbahnhof, ohne dass ich zu einer bemerkbaren Aktion fähig war. Erst gegen um 10 Uhr startete ich meinen Weg zu Johannes Merkel und seiner Familie.  Nachdem ich mich mehrmals verlaufen hatte, erreichte ich mein   Ziel, ein Pfarrhaus einer deutsch-chilenischen Gemeinde im Nordosten der Millionenstadt Santiago.
Johannes und seine Frau Nicole sind seit einem halben Jahr als Pfarrer in dieser Gemeinde tätig. Sehr liebevoll wurde ich aufgenommen. Übrigens bin ich schon mit Johannes bei einer dieser berüchtigten Geburtstagstouren von Yvi durch die Sächsische Schweiz gewandert. Die Tour fand zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Da es wahnsinnig kalt war, waren wir quasi gezwungen, uns mehrmals mit Glühwein zu erwärmen. Abends suchten wir uns eine Boofe und packten uns gut ein. Da der nächste Tag keine Erwärmung zeigte, mussten wir die weitere Tour abbrechen.
Zwei wirklich schöne Gottesdienste erlebte ich am Weihnachtsabend. Sie waren recht unterschiedlich, doch jeweils sehr stimmig und harmonisch. Der erste Gottesdienst wurde von Nicole gehalten und enthielt ein Krippenspiel. Die Kirche füllte sich mehr und mehr. Laut begrüßten sich die Ankommenden. Immer mehr Gäste kamen. Ungefähr 20 Minuten nach der eigentlichen Anfangszeit, wurde durch eine Glocke Ruhe hergestellt. Bald begann ein Krippenspiel in deutscher und spanischer Sprache. Viele Spieler,  aber auch der Sprachwitz, sorgten für Begeisterung im Publikum. Ein lautes Klatschen folgte jeweils als Anerkennung. Auch die Lieder wechselten die Sprache. Nachdem Krippenspiel folgte eine kurzweilige Predigt durch Nicole. Ein viel kleinerer Gottesdienst folgte um 20 Uhr. Auch hier war zur angesetzten Zeit an ein Beginnen nicht zu denken. Langsam fanden sich ein paar Besucher ein. Dieser Gottesdienst war sehr viel bedächtiger und ruhiger. Johannes machte interessante Ausführungen zum Weihnachtsoratorium. Es gab auch ein Abendmahl. Die Leute in dieser Gemeinde tunkten das Brot in Traubensaft.
Den Abend ließen wir bei Rotwein und erwärmten Delikatessen im ebenso erwärmten Garten ausklingen.

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